Wenn man zum Sonnenaufgang wach wird und schon um 7:15 Uhr zum Sightseeing aufbricht, ruft die Abenteuerlust! Was uns der erste Roadtrip-Tag alles bietet? Eine Polizeikontrolle, Stromatolithen (Stromalo…was?), ein Frühstück am Meer, Bäume, die falsch herum wachsen und pinke Seen. Reicht für den Anfang, oder was meint ihr?
Das Wichtigste in Kürze:
Übernachtung:
> Lucky Bay Campground für ca. 10 AUD
zurückgelegte Strecke:
> 340 km, reine Fahrzeit 3:45 Stunden
Things-to-do
> Lake Thetis & die Stromatholiten
> Auf dem Strand die Küste gen Norden fahren
> liegende Bäume anschauen
> und den Pink Lake
Tag 7 – Von schwarzen Löchern, toten Lebewesen, liegenden Bäumen und pinken Seen – in Australien gibt’s nichts, was es nicht gibt.
Als ich blinzle, ist es noch dunkel. Ich verkrieche mich bis zum Hals zurück unter die warme Daunendecke zu Manu. Meine Nase ist kalt und ich muss schmunzeln, weil es mich an die erste Nacht in Kanada erinnert, bei der wir am Morgen im Wohnmobil 4°C hatten. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es noch früh ist, sehr früh. Pünktlich zum Sonnenaufgang blinzelt es auch neben mir. „Ganz schön kalt, oder?“, murmelt Manu verschlafen. Wie gut, dass ich mich beim Camper-Verleih durchgesetzt hab und zusätzlich eine richtige Daunendecke eingepackt habe. Sonst wären wir mit einem einfachen Bettlaken wahrscheinlich gleich in Nacht 1 erfroren. Als wir die Camper-Tür öffnen, muss ich laut lachen. Die große weite Fläche, die letzte Nacht wie ein gruseliges schwarzes Loch ausgesehen hat, entpuppt sich als Sportplatz! Nach einer schnellen Dusche (wahrscheinlich im Vereinsheim mit Sammelumkleide und so) flitzen wir los, bevor jemand zum Abkassieren kommt. Wir waren ja auch quasi gar nicht da. Erste Nacht gratis – check.
Die ältesten Lebewesen der Welt: Stromatolithen
Der frühe Vogel fängt … ja, was eigentlich? Morgens um 7:15 Uhr zum Sightseeing aufzubrechen, passt sonst so gar nicht zu uns. Aber diese Reise hat so viel mit uns vor, dass wir beide ganz euphorisch sind. Gut, ich vielleicht ein bisschen mehr, ich bin aber ja auch schon ein paar Minuten länger wach. Doch spätestens nach der Polizeikontrolle irgendwo im Nirgendwo (wegen drunk driving) ist auch bei Manu das letzte Fünkchen Müdigkeit verflogen. Selbstverständlich hat sich das Gläschen Goon von gestern Abend längst verflogen und wir dürfen schnell weiterfahren. Der Lake Thetis, ganz in der Nähe, ist nicht ganz so spektakulär wie erhofft, aber wenn man sich überlegt, wie alt die Stromatolithen sind, dann ist es definitiv etwas Besonderes. Lebendig sehen sie nicht wirklich aus, die ältesten Lebewesen der Welt, eher wie kleine Mini-Vulkane. Wir setzen den Haken, check – und machen uns auf zur Küste.
Autofahren auf dem Strand
Jurien Bay, Dynamite Bay, Green Head – es sind alles wundervolle Landschaften, weiße endlos scheinende Strände, puderzuckerig oder mit Algen, teils mit Felsküste, grünen und grauen Dünen, und so wenige Menschen! An der Picnic Area der Dynamite Bay frühstücken wir. Die Sonne knallt von oben, deshalb sind wir froh, dass es ein überdachtes Plätzchen gibt. Während wir Müsli und Marmeladebrot futtern, können wir zusehen, wie es langsam voller wird. Autos mit Kinderhorden, Kanus, Surfbrettern, Anglern – die Bucht füllt sich allmählich und so machen wir uns auf und fahren am Strand entlang weiter gen Norden. Am Strand entlang? Ja, am und genau genommen auf dem Strand entlang! Die erste (richtige) Offroad-Fahrt! Manu fährt Gigi wie ein Spielzeugauto über die weiße Piste. Das fühlt sich so surreal und unecht an, wir lachen und kreischen bei jedem Huppel, als würden wir zum ersten Mal Achterbahn fahren. Willkommen in Westaustralien!
Liegende Bäume & pinke Seen
Danach geht es landeinwärts durch Greenough. Das Farmland sieht so kahl und trocken aus; gefühlt hat der Wind, der uns auf unserer Reise begleitet, alles umgenietet. Nicht nur gefühlt, denn der Leaning Tree ist nur einer von vielen Repräsentanten der liegenden Bäume. Das ist echt strange!
Während wir unsere Fotos schießen, schießen hinter uns die ersten Roadtrains vorbei. Holy shit! Da steht die Luft kurz still. Die Straßenschilder verraten uns, dass die Riesen-LKWs bis zu 37,5 Meter lang sein können – an Board? Vieh, Öl, Nahrungsmittel, alles! Logistisches Transportmittel Nummer 1 in Down Under.
Wir hängen uns hinten dran und fahren zum nächsten Stopp: dem Pink Lake. Der ist teils schon sehr ausgetrocknet, aber an den Stellen, wo noch Wasser steht, ist die pinke Farbe im Wechselspiel mit den funkelnden Salzkristallen beeindruckend. Wo sieht man schon mal einen rosafarbenen See?
Voll mit einzigartigen Erlebnissen machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Wildnis-Campground. In der Lucky Bay brauchen wir unseren Allrad-Modus und parken Gigi beim Sonnenuntergang inmitten der Sanddünen. Mit einem Gläschen Wein und einer Tüte Chips warten wir, bis der Mond die Sonne vom Thron stößt und Platz macht für einen unglaublichen Sternenhimmel. Das schönste Kino seit langem! Zum Dinner serviert der Chef heute Pasta mit Thunfisch-Tomatensoße und Salat. Langsam aber sicher steigern wir uns in unserer Camping-Kitchen. Wasser zum Abspülen gibt’s dafür keins, heißt: Geschirr einpacken und in die Wildnis pinkeln. This is us and the universe! Gute Nacht, Lucky Bay, hier kann man ja nicht anders als glücklich sein!