Elternzeitreise 2.0 – Möglichkeiten zur Langzeitreise als Familie

Elternzeit, Sabbatical, Workation, unbezahlter Urlaub, klassischer Urlaub,… – wie man als junge Familie für mehrere Monate reisen kann? Wir haben für euch die unterschiedlichen Optionen für eine Langzeitreise als Familie mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen zusammengefasst.

Worum es hier geht

Wer uns kennt oder schon ein Weilchen folgt, weiß: Wir reisen schon immer gerne. Gerne und viel. Und außergewöhnlich und weit. Fernreisen gehören in unser Portfolio genauso wie das Luxus-Wochenende in Südtirol oder der Campingurlaub in Italien. Das war schon vor den Kindern so. Das war sogar schon so, bevor wir uns kennengelernt haben. Unser Fokus dabei: Teilzeittravelling – das Reisen mit klassisch spießigen 30 Tagen Urlaub im Jahr.

Bevor wir euch den ultimativen Tipp für eine zweite Elternzeit geben und die verschiedenen Möglichkeiten einer längeren Auszeit vom Berufsalltag erklären, wollen wir euch mitnehmen auf unsere persönliche „Reise“, wie wir an diesen Punkt gekommen sind.

4 Monate frei mit 2 Monaten Elternzeit

Als wir 2019 unser erstes Kind erwarteten, war sofort klar: Wir nutzen die Elternzeit für eine große Reise über einen Zeitraum, den wir als normalsterblich Berufstätige nie hatten. Drei Monate Australien waren geplant, gebucht, eingetütet. Damals war alles bereits in trockenen Tüchern und wir berichteten über die Planung hier im Blog. Unter anderem teilten wir unseren ultimativen Tipp, wie man als Vater mit zwei Monaten Elternzeit trotzdem vier Monate am Stück freinehmen kann.

Und dann? Kam Covid. Reiseverbot, dichte Grenzen in Down Under über Jahre hinweg, alles storniert, geplatzter Traum. End of Story. Wir reisten trotzdem, Ende 2020, Covid zum Trotz, aber anders: Mit einem Kastenwagen hier in Europa über Österreich, Slowenien und einmal den italienischen Stiefel runter und wieder rauf – die Highlights dazu findet ihr in unseren Instagram Story Highlights. Es war unser Camper-Debüt als Familie, unser erster Beweis, dass wir noch immer reisen können; auch mit Kind im Gepäck! Und wie! Es war eine unvergesslich wunderschöne Reise. Aber es war eben nicht unser Lebenstraum.

Camper Mieten für die Elternzeit
Wie wir mit einem Kastenwagen und Kleinkind einmal durch Europa gecruist sind. Unser top 10 Tipps fürs Campen mit Baby.

Zerplatzte Reisen. Zerplatzte Lebensträume

2021 machte sich Baby Nummer 2 auf den Weg, die australischen Grenzen noch immer gesperrt, fokussierten wir uns auf einen Roadtrip durch die USA und Kanada. Leider machten uns bei dieser Reise gesundheitliche Probleme einen dicken Strich durch die Rechnung und es traf uns mitten ins Herz: wir mussten alles abblasen. Stornierte Elternzeitreise Nummer 2, die wir dann in ganz anderer Form im Winter 2022 in Dubai nachholten. Auch das war eine unglaublich atemberaubende Erfahrung, aber eben wieder nicht das, was uns noch immer auf der Seele brannte.

Einmal mit Kind & Kamel in der arabischen Wüste auf Offroad-Tour gehen? Auf jeden Fall. Lest hier mehr über unsere Wüstentour in Dubai mit Kind und Baby.

Die Zeit ist jetzt – es ist nie zu spät

2023 war klar: Wir sind durch mit der Kinderplanung, eine Elternzeit im klassischen Sinne wird es nicht mehr geben. In unserem engeren Bekanntenkreis gab es zudem einige echt fiese Schicksalsschläge, die uns wieder einmal klarmachten: das Leben ist kurz – do the things you love and do them now! Dann fielen in Manus Firma zum ersten Mal die Schlagworte Sabbatical und Workation und in unseren Herzen fing es wieder an zu kribbeln. Unsere Kids sind mittlerweile 4 und 2. Und uns wurde schnell klar, es dauert nicht mehr wirklich lange: dann kommt unser Großer in die Schule.

Was tun, wenn Papas Unternehmen ein Sabbatical anbietet, aber Mamas nicht?

Und da standen wir nun Ende 2023: mit diesem großen Traum, diesem Herzenswunsch. Mit einem Unternehmen, das mit Vollgas auf die neuen New-Work-Life-Balance-Züge aufgesprungen ist und ab sofort ein Sabbatical-Programm aufgenommen hat und Workation in Europa zulässt – und mit alldem plötzlich auch ohne drittes Baby eine realistische Option auf eine mehrmonatige Auszeit greifbar wurde. Auf der anderen Seite mit einem konservativen Unternehmen bei Miri, das noch Lichtjahre von all diesen Modellen entfernt zu sein schien. Unsere Euphorie bekam einen Dämpfer. Denn ausgerechnet jetzt war ich (Miri) nach den Kindern wieder zurück in die Arbeitswelt gekehrt.

Und so stiegen wir ein in die Recherche… und fanden eigentlich recht schnell eine ganz simple Lösung: eine zweite Elternzeit.

Eine zweite Elternzeit nehmen

Achtung eins vorneweg: Wir machen hier keine (verbindliche) Elternzeitberatung, sondern berufen uns auf unsere persönliche Situation und die (für uns) klaren Regelungen des Familienportals des Bundesministeriums für Familien. Hier findet ihr alle Informationen rund um das Thema Elterngeld und Elternzeit und profitiert zusätzlich von einer wirklich kompetenten Service-Hotline, die euch eure individuellen Fragen kostenfrei beantwortet. Scheut euch nicht einfach anzurufen, die sind wirklich nett da!

ElternZEIT ist in diesem Bezug übrigens nicht zu verwechseln mit ElternGELD. Ist das einmal vollends ausgeschöpft, gibt es das keins mehr.

Grundsätzlich ist es so, dass jedes Elternteil pro Kind 3 Jahre Elternzeit nehmen kann. Vor dem 3. Geburtstag des Kindes kann der Start und das Ende der Elternzeit frei gewählt werden und man kann sich aussuchen, ob man sie am Stück nimmt oder auf maximal drei Zeitabschnitte aufteilt. Wichtig ist, dass man sich dabei für den sogenannten Bindungszeitraum nach der Geburt für zwei Jahre verbindlich festlegt. Einen Teil der Elternzeit kann man dann auch noch zwischen dem 3. und 8. Lebensjahr des Kindes nehmen. Wichtig ist hierbei aber, dass man sich an die Antragsfristen hält. Die beträgt in diesem Fall nämlich mindestens 13 Wochen vor geplantem Beginn.

Unsere Situation war wie folgt: Für Manu ist eine zusätzliche Elternzeit grundsätzlich kein Problem, da er bei beiden Kindern die „klassischen“ zwei Monate genommen hat und beide Kinder ja noch keine acht Jahre alt sind. Ich (Miri) hingegen habe für Kind Nr. 1 drei Jahre Elternzeit beantragt, die ich dann durch die Geburt von Kind Nr. 2 nach knapp zwei Jahren vorzeitig beendet habe. Dabei hat mich mein Arbeitgeber damals drauf hingewiesen, die verbleibende Elternzeit (1 Jahr) schriftlich aufzusparen und mir die Möglichkeit offen zu halten, sie im Nachgang zu nehmen. (Ob so etwas rechtlich nötig ist, um eine weitere Elternzeit zu beantragen, weiß ich nicht, aber schaden tut es nicht; also zur Sicherheit einfach drandenken!). Bei Kind Nr. 2 habe ich dann ebenfalls drei Jahre Elternzeit beantragt, bin aber nach etwas mehr als einem Jahr wieder arbeiten gegangen: Teilzeit in Elternzeit. Und hier befinde ich mich aktuell auch noch bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres von Kind Nr. 2 Mitte November. Das heißt, ich kann mich zum Start der Reise „einfach“ auf meine bestehende Elternzeit berufen und meine Teilzeittätigkeit auf 0% runterfahren. Ab Mitte November greife ich dann auf die alte Elternzeit von Kind Nr. 1 zurück und zwacke von dem übrigen Jahr einen Monat ab.

Vorteile der (zweiten) Elternzeit:

  • Man ist während der Elternzeit nicht kündbar (mit einigen seltenen Ausnahmen, die ihr dem Familienportal entnehmen könnt).
  • Ihr habt nach der Elternzeit Anspruch auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz.
  • Ihr bleibt (gesetzlich) versichert.
  • Die Beantragung ist simpel.
  • Bei Einhaltung der Frist von 13 Wochen bedarf es keiner weiteren langen Vorbereitungszeit.
  • Man hat rechtlichen Anspruch drauf, der nur in seltenen Ausnahmenfällen vom Arbeitgeber verweigert werden kann.

Nachteile der (zweiten) Elternzeit:

  • Ihr bekommt nach Ausschöpfung eures Elterngeldes bei der ersten Elternzeit kein Geld mehr.
  • Für jeden vollen Kalendermonat kann euch ein Urlaubstag gestrichen werden. Evtl. lohnt sich also eine Splittung der Zeit in Elternzeit – Urlaub – Elternzeit – Urlaub.

Ganz wichtiger Tipp:

Entscheidet euch -Frist hin oder her- so früh wie möglich für eine Auszeit und sprecht entsprechend so früh wie möglich mit euren Vorgesetzten oder mit der Personalabteilung. Bedenkt, dass auch Arbeitgeber Planungszeit brauchen und die Akzeptanz umso größer ist, je früher sie damit rechnen können. Denkt dabei auch immer an das Sprichwort: „So wie man in den Wald hineinruft, kommt es auch wieder zurück.“ Achtet auf eure Wortwahl und startet das Gespräch nicht gleich mit der Begründung „ich hab aber eh Anspruch drauf“.

Was ist der Unterschied von Elternzeit zu unbezahltem Urlaub?

Grundsätzlich ist eine zweite Elternzeit ähnlich wie unbezahlter Urlaub. Dennoch gibt es ein paar Unterschiede zu beachten.

Vorteile von unbezahltem Urlaub:

  • Kann nach Abstimmung mit dem Arbeitgeber ohne jegliche Fristen genommen werden. Die Dauer ist grundsätzlich nicht begrenzt und alles von zwei Tagen bis zu zwei Jahren ist theoretisch möglich.
  • Kann auch ohne Kinder genommen werden oder wenn die Kinder über 8 Jahre alt sind oder der Anspruch auf Elternzeit bereits ausgeschöpft ist.

Nachteile von unbezahltem Urlaub:

  • Auch hier bekommt man keine Entgeltfortzahlung.
  • Es besteht kein grundsätzlicher Kündigungsschutz und kein Anspruch auf die gleiche Tätigkeit nach Rückkehr wie bei der Elternzeit.
  • Sozialversicherungstechnisch wird unbezahlter Urlaub ab dem zweiten Monat „teuer“, denn die Anteile für Krankenversicherung, Rentenversicherung & Co. müssen vom Arbeitnehmer selbst getragen werden.
  • Es gibt keinen rechtlichen Anspruch auf unbezahlten Urlaub.

Was ist ein Sabbatical?

Was ist der Unterschied zwischen einem Sabbatical und Elternzeit? Ein Sabbatical oder Sabbatjahr ist ebenfalls eine längere Auszeit vom Job. Dabei muss man nicht zwingend ein Jahr Auszeit nehmen; der Zeitraum beläuft sich in aller Regel auf eine Spanne zwischen einem Monat und einem Jahr. Das Wort Sabbat bzw. Schabbat kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie Ruhepause oder Ruhetag. Es soll Arbeitnehmern -auch ohne Kindern- eine Möglichkeit schaffen, sich für längere Zeit auf etwas anderes als die Arbeit konzentrieren und etwas Abstand zum Alltag gewinnen zu können. Eine rechtliche Regelung bzw. einen Rechtsanspruch gibt es dafür nicht – Ausnahme sind in einigen Bundesländern verbeamtete Lehrer. Ansonsten ist unbedingt eine Vereinbarung bzw. eine vertragliche Regelung mit dem eigenen Arbeitgeber notwendig, die ganz unterschiedlich ausgestaltet werden kann. So gibt es in manchen Firmen Langzeitkonten, in die Überstunden eingezahlt und bis zu einer gewissen Dauer abgebaut werden können, andere haben spezielle Vergütungsmodelle, in denen man sich für einige Monate nur einen Teil seines vollen Gehaltes auszahlen lässt und trotzdem 100 % arbeitet, den „Überschuss“ erhält man dann während der Sabbat-Monate. Die Varianten sind sehr unterschiedlich und am besten spricht man über diese Idee einfach mal direkt mit dem eigenen Arbeitgeber und die tatsächlichen Möglichkeiten.

 Vorteile von einem Sabbatical:

  • Keine Kinder, keine Elternzeit. Ein Sabbatical ist für Jedermann möglich – theoretisch!
  • Die Vorteile hängen explizit ab von der Regelung, die man mit dem eigenen Arbeitgeber abschließt.
  • Finanzielle Einbußen gehen nicht ganz so stark ins Gewicht, da man viel über Überstunden oder Teilzeitprogramme abdecken kann.
  • Beim Teilzeitmodell bekommt man nicht das Problem, dass man für die Sozialversicherungsabgaben selbst aufkommen muss.
  • Die Stelle wird -je nach Absprache- aber in aller Regel wie bei der Elternzeit auch freigehalten. Aber Achtung: auch das muss vertraglich vorab geregelt sein.

Nachteile von einem Sabbatical:

  • Nicht alle Firmen bieten ein entsprechendes Modell an.
  • Die Ausgestaltung ist sehr unterschiedlich und damit etwas undurchsichtig. Genaue Regelungen sind erforderlich!
  • Es gibt keinen rechtlichen Anspruch drauf.
  • Je nach Ausgestaltung kann es auch hier passieren, dass man seine Sozialversicherungsabgaben oder die Krankenversicherung selbst tragen muss – geht man ins Ausland braucht man aber sowieso eine Auslandskrankenversicherung. 

Fazit zur Langzeitreise als Familie

Wie ihr seht, gibt es sehr vielfältige Möglichkeiten für eine längere Auszeit als Familie. Diese sind sehr individuell und von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Allen voran natürlich der großen Frage, ob und wie lange man sich eine solche Auszeit leisten kann und will. Mit diesem Beitrag wollen wir euch Mut machen, dass theoretisch (fast) jeder die Chance hat, seinen Traum zu realisieren. Wir finden: gemeinsame Zeit ist das Wertvollste, das es gibt und mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen. Wer sich den Traum einer großen Reise oder einfach einer längeren intensiven Auszeit erfüllen möchte, findet immer einen Weg – mit ein bisschen Planung im Vorfeld klappt das ganz wunderbar. Go for it! Wir leben alle nur einmal!

Ein Kommentar Füge deinen hinzu

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert