(8) Ein Bär, ein echter Bär! | Icefields Parkway

Yes, it’s true! Wir haben einen echten Bären gesehen! Aber mindestens genauso beeindruckend ist die Big Behive Hiking Trail-Wanderung mit einer unglaublichen Aussicht auf den berühmten Lake Louise und ein Abstecher an den Moraine Lake am Valley of the Ten Peaks. Kanada pur, oh yes, it’s true!

Tag 9: On the road to Lake Louise – Bäry good!

Heute früh kitzeln uns Sonnenstrahlen wach und blauer Himmel lacht über uns. Was ein Start in den Tag. So schnell wie heute waren wir selten fertig zur Abfahrt. Der Weg führt uns gen Norden, den Icefields Parkway entlang bis nach Lake Louise. Erster Zwischenstopp nach gut einer Stunde Fahrt: irgendwo in der Pampa. Laut Manus Recherchen in Internetforen soll es hier einen guten Spot für den perfekten Blick auf die Berggipfel geben. Wir sind das einzige Fahrzeug weit und breit und fahren rechts ran. Ein Blick in den rechten Außenspiegel bestätigt die Gerüchte aus dem Internet. Ich sehe Gipfel! Ich steige aus und laufe hinter Siggi um das perfekte Motiv zu shooten. Während Manu aus dem Fahrerfenster nach hinten linst, um mich zu beobachten (man darf nämlich offiziell nicht aussteigen auf den kanadischen Landstraßen in den Rockies, weil zu gefährlich), lache ich ihn aus: „Schau dich doch mal um, weit und breit keine Menschenseele!“ Und als hätte er uns gehört, taucht ca. 500 Meter weiter vorne ein schwarzes Wollknäuel aus dem Gebüsch auf. Ich sprinte zurück zum Camper, Manu brüllt mich an: „Rein mit dir ins Auto!“ „Ich muss erst ein Bild machen.“ Ich knipse und knipse und knipse, warum zum Geier haben wir das große Objektiv heute Morgen abgemacht? Ich fass es nicht. Ein echter Bär! Er überquert einfach völlig unbeeindruckt von uns die Straße – direkt vor uns. Ein kurzer Blick in unsere Richtung, null Interesse und weg ist er wieder. Ich stehe neben der Fahrertür und glotze Manu an: „Hast du das gesehen?“ „Natürlich hab ich das gesehen, steig jetzt ein, vielleicht kommt er zurück!“ Alter Hosenscheißer….

Schwarzbär in den Rocky Mountains
Ein Bär – ein echter Bär!

Wir grinsen die ganze Fahrt. We are in bear country! Klingt vielleicht blöd, aber ich habe nicht mehr dran geglaubt, wirklich einen Bären zu sehen. Sehen wir es doch mal realistisch: wie viele Bären leben in den Rocky Mountains im Verhältnis zu diesem riiiesigen Areal? Und wie wenig betritt man als Mensch davon? Du musst genau die drei Sekunden erwischen, in denen der Bär deinen Weg kreuzt. Wie wahrscheinlich ist das? Bärenstark!

[Wollt ihr zudem wissen, woran man einen Grizzly erkennt bzw. ihn von einem Schwarzbären unterscheidet? Und fragt ihr euch nun auch, wie man sich eigentlich verhält, wenn man einem Bären in freier Wildbahn begegnet? Ja? Dann >>hier lang!]

Als wir auf den Parkplatz einfahren am Lake Louise werde ich von einem Touristengewimmel aus meinen Bärenträumen gerissen. Wir packen unseren Wanderrucksack und laufen ans Ufer. Der See ist tatsächlich so türkis wie auf den Bildern. Traumhaft. Umgeben von schneebedeckten Bergen, von der Sonne geküsst. Das Fairmont Hotel thront am Südende in die Landschaft. Es ist riesig und genauso pompös, wie man es sich vorstellt. Was mag wohl eine Nacht hier kosten? Wir wissen es nicht und haben es nie nachgesehen.

Lake Louise

Lake Louise
#nofilter – der Lake Louise ist tatsächlich so türkis wie man ihn von Bildern kennt.

Wir pilgern los, um den See herum und nehmen den Anstieg in Angriff. Wandern Tag 2, höchste Motivation. Ich komme voll in Fahrt – für ungefähr zehn Minuten. Dann brauch ich keuchend eine erste Pause. Was trinken! Ganz schnell. Hui, ganz schön warm in der Sonne. Ich zieh die Regenjacke aus, den Fleece auch. T-Shirt-Time. Drei Minuten später verschwindet die Sonne hinter einer Wolke, ich ziehe meine Regenjacke wieder an. Mit jedem Meter Höhe wird es kühler.

Wandern am Lake Louise
Wandern am Lake Louise

Am Zwischenstopp am Mirror Lake, der genauso sehenswert wie der Lake Louise selbst ist, gibt’s heute vorsorglich wieder einen Müsliriegel und einen einzigartigen Blick auf den Little Behive – ein kleiner Bergzug, der wegen seiner Form Bienenstock genannt wird.

Mirror Lake am Little Behive
Mirror Lake am Little Behive

Auf den letzten (Höhen-) Metern nach oben tut sich eine Aussichtslücke nach der anderen auf. Wow wow wow! Von oben sieht der Lake Louise unglaublich beeindruckend aus! Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus – trotz erneutem Schneeregen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, hier im Hochsommer bei 30 Grad hochzustapfen. Denn jeder einzelne Höhenmeter lohnt sich. Vom großen Bienenstock, dem Big Behive aus bietet sich eine unglaubliche Rundumsicht auf die Rocky Mountains, den Lake Louise mit dem Fairmont Hotel, den Mirror Lake und die Gletscher. Das ist Kanada pur! Bewusst packen wir die Kamera für ein paar Minuten ein und saugen die Atmosphäre auf… Unbezahlbar und unvergessen!

Gipfelstürmer: Ausblick vom Big Behive auf den Lake Louise und den Mirror Lake
Gipfelstürmer: Ausblick vom Big Behive auf den Lake Louise und den Mirror Lake
Ausblick vom Big Behive: Lake Louise, Mirror Lake, Lake Agnes
Ausblick vom Big Behive: Lake Louise, Mirror Lake, Lake Agnes
Ausblick vom Big Behive auf den Lake Louise
…und noch eins, weil’s so schön ist!

Auf dem Weg nach unten machen wir einen Schlenker über das berühmte Lake Agnes Teahouse, das aus allen Nähten platzt. Den Versuch, draußen zu sitzen, unterbrechen wir, als sich drin ein Plätzchen auftut. Schön aufwärmen mit heißer Schokolade und einem leckeren Cookie und Apfelkuchen, bevor wir den steilen Abgang zurück nach Siggi antreten.

Lake Agens Teahouse Trail
Lake Agnes

Angefixt von strahlenden Gletscherseen legen wir heute gleich noch einen Zwischenstopp am Moraine Lake ein, der zwar nicht mehr von der Sonne geküsst wird, aber fast noch intensiver strahlt als der Lake Louise und mit dem Valley of the Ten Peaks landschaftlich locker mit seinem bekannteren „Bruder“ mithalten kann. Der Himmel zieht zu und es graupelt wieder vom Himmel. So ist das in den Bergen.  Sonne, Schnee, Sonne, Schnee…

 

Moraine Lake am Valley of the Ten Peaks
Moraine Lake am Valley of the Ten Peaks
Moraine Lake Banff
…fast genauso strahlend türkis wie der Lake Louise!

Zum Nachmittagssnack parken wir unseren Siggi in der Morant-Kurve in eine Parkbucht. Noch ein Secret Spot, den Manu im Internet ausfindig gemacht hat. Hier formen die Bahnschienen eine lange Kurve und man hat die Chance, einen Zug in seiner vollen Pracht auf das Foto zu bekommen. Manu und die kanadischen Züge – eine Lovestory für sich. Er positioniert das Stativ und wartet. Ich beobachte ihn vom Fenster aus, während ich in unserer Boardküche einen kleinen Happen zubereite. Wie ein kleiner Bub, der am Weihnachtstag aufgeregt durch’s Schlüsselloch linst, um das Christkind bei seiner Arbeit zu erhaschen, sitzt er am Straßenrand mit seiner Kamera. Und wartet. Und wartet. Nach 45 Minuten packt er enttäuscht sein Stativ ein und springt über die Straße rüber zu mir. „Das ist doch unfair!“ Armer Hase. „Hey, wir haben heute einen Bären gesehen, einen echten Bären! Wer braucht denn dann bitte einen Zug auf der Kamera?“ Wir grinsen beide und machen uns auf in unser heutiges Nachtlager nach Lake Louise in den riesen Campground mit Stromanschluss. Und Duschen. Heute mal heiß.

Morant Kurve
Warten auf den Zug….die Morant Kurve
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