Von der einen in die nächste Wüste: zwei Tage voller Sand, Sand, Sand! Wie wir eine der höchsten Dünen der Welt im Sossusvlei bestiegen haben, im Deadvlei fast verdurstet sind, und welche Tipps wir für euch und euren Ausflug nach Sesriem gesammelt haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Übernachtung:
> 2 Nächte im Sossus Oasis Camp für ca. 30 € pro Nacht
(Achtung: liegt außerhalb des Parks, damit ist keine Einfahrt vor Sonnenaufgang möglich!) - zurückgelegte Strecke:
> ca. 370 km (reine Fahrzeit ca. 4:30 Stunden) - Things-to-do:
> die berühmten Dünen von Sossusvlei bewandern
> durch das Deadvlei spazieren
> den Sesriem-Canyon durchkämmen - Nice-to-know:
> statt der (oder zusätzlich zur) Düne 45 die Big Daddy Düne bewandern und direkt in das Deadvlei „absteigen“
> nach der Dünenwanderung keine große Fahrt einplanen, denn man ist echt kaputt (oder ein Freak!)
Tag 3: Der frühe Vogel…
Pünktlich kurz nach Sonnenaufgang werde ich wach. Puh, meine Nase ist ganz schön kalt, mein Schlafsack bis zum Hals zugezogen. Nächte in der Wüste sollte man nicht unterschätzen, vor allem nicht, wenn man eher zur Kategorie der Frostbeulen gehört wie ich. Die aufgehende, leuchtende Morgensonne treibt mich raus – wer kann schon sagen, einen Sonnenaufgang in der Kalahari miterlebt zu haben? Guten Morgen Welt, ich bin schon wieder ganz aufgeregt, was der neue Tag zu bieten hat. Manu tapst langsam verschlafen hinterher. Barfuß vom Dachzelt herunter tritt er dummerweise erstmal in ein richtig fieses Dornenteilchen auf dem Boden. Hui, was ist das denn? Das steckt ganz schön tief drin und tut höllisch weh. Gut, dass die Reiseapotheke vorbereitet ist, also schnell desinfiziert und verarztet. Regel Nummer 1 im Camper-Life: Wir sind in der Wildnis, also lieber immer Schuhe anziehen! Wir werden später feststellen, dass diese Dornenteilchen überall stecken: in den Schuhsohlen und im Autoreifen.

Jetzt heißt es aber zunächst mal Auto ausräumen und Gepäck sortieren. Wir suchen das Equipment, um Frühstück zu machen und was zum Anziehen. Mit jeder Minute wird die Sonne wärmer, nein heißer, und von der nächtlichen Frostbeule ist nichts mehr übrig. Aus unserem Wasserhahn kommt nur warmes Wasser. Naja, das ist kein Grund zum Jammern, denn kalt duschen war noch nie so unser Ding. Meine frisch gewaschenen Haare sind im Null-Komma-Nix im Wüstenföhn getrocknet. Ich sehe jetzt zwar aus wie ein Schrubber, aber das ging schneller als mit dem Reiseföhn. Gut gestärkt, geduscht und schnell zusammengepackt, machen wir uns auf den Weg. Ok, schnell zusammengepackt stimmt nicht ganz, aber wir üben ja noch… Das Dachzelt haben wir, jetzt wo wir wissen, wie’s geht, tatsächlich schnell zusammengefaltet.
Der Weg ist das Ziel
Heute liegen knapp 370 Kilometer vor uns. Die Fahrt über die Schotter- und Sandpisten zieht sich durch eine weite, skurrile Steppen- und Wüstenlandschaft. Die Strecke durch die Naukluftberge haut uns buchstäblich um, wir halten ständig für Fotos, kommen gefühlt kaum voran. Hier trifft schwarzes Granit-Geröll auf Sandwüste und Gebirge. Grüne Wiesen beherbergen große Herden Oryx-Antilopen, die mit ihren riesigen Hörnern und wunderschönen Fellfarben zurecht das Nationaltier Namibias sind. Leider sind sie sehr scheu und unsere Versuche, ein scharfes Foto zu knipsen, scheitern kläglich. Als sich nach knapp vier Stunden die ersten Ausläufer der Sossusvlei vor uns auftun, sind wir bereits völlig geflasht.








Unser Ziel, das Camp vor den Toren des Parks ist grandios; die Bambushütte mit offenem Dach und undichten Wänden beherbergt unser Open Air Klo und Dusche, der Wind zischt durch, die „Tür“ verschließbar mit einem Vorhang. Da bekommt das Dach über dem Kopf eine ganz neue Bedeutung. An der Grillstelle, mit Blick auf die namibische Savanne, bereiten wir unser erstes Camper BBQ zu. Im Hintergrund bebt ein Sandsturm. Welcome to Desert! Das ist Wüste wie aus dem Bilderbuch, ein Traum – wären da nicht die vielen unzähligen Moskitos, das kann ja heiter werden im Malaria-Risiko-Gebiet. Hier sind sie nicht gefährlich, aber nervig und treiben uns um 20:30 Uhr schon ins Bett.





Tag 4: Sandkasten Namibian Style – ab in die Dünen von Sossusvlei
Noch vor dem Wecker und vor dem Sonnenaufgang bin ich heute wach. Hilde parkt leicht schräg, sodass mein Kopf hinten über hängt, bequem ist anders. Draußen werden die ersten Tiere aktiv, man hört Vögel zwitschern und ein Kratzen, das ich nicht zuordnen kann, holt mich vollends aus dem Schlaf. Macht aber nichts, aufstehen müssten wir sowieso gleich. Denn wir wollen so früh wie möglich los zu den Dünen. Da wir nicht im Park, sondern vor den Toren übernachten, müssen wir bis Sonnenaufgang warten. Heute sind wir schnell, wir haben die Klamotten gestern Abend hergerichtet, Frühstück fällt so früh am Morgen aus, auch das Zelt ist ruckzuck gepackt. Als siebtes Auto reihen wir uns kurz nach 6 vor dem Gate ein, bevor es pünktlich um 6:15 Uhr los geht. In der Kolonne mit anderen Autos und Reisebussen fahren wir mit der aufgehenden Sonne die roten Dünen entlang. Diese Landschaft ist magisch: samtweiche, weite Dünen, ein ausgetrocknetes Flussbett von grünen Bäumen gesäumt, dunkle Bergketten, die nach und nach in rot leuchtende Sandberge übergehen. Im Hintergrund tauchen die ersten auf der fruchtbaren Ebene weidenden Oryx auf, ein Löffelhund huscht vor uns über die Straße. Ein Strauß sucht bereits Schatten unter einem Baum und lässt nur erahnen, wie sich die noch frische Morgenluft bald erhitzen wird. Unsere Kamera steht nicht mehr still. Nach knapp 45 Minuten erreichen wir die berühmte Düne 45, wo schon einige Reisebusse parken. Von der Ferne sieht man die Dünenwanderer wie kleine Punkte den Kamm entlangpilgern. Wir entscheiden uns, zunächst noch ein Stückchen weiter zu fahren, in der Hoffnung dass an der Big Daddy Düne weniger los ist. Den Sonnenaufgang haben wir ja eh verpasst. So starten ein paar Kilometer weiter die letzten fünf Kilometer Offroad-Softsand-Piste bis zum Wanderparkplatz des „großen Papas“. Hinter einer Kleingruppentour slighten wir durch den weichen Sand. Immer schön Spur halten, und wie wir in Australien gelernt haben: Keep the Momentum! Immer leicht Gas geben. (Tipp: Diese Straße ist definitiv nur mit Allrad 4×4 zu bewerkstelligen! Worauf man beim Fahren alles achten sollte, haben wir in >diesem Blogpost zusammengefasst. Alle anderen setzen sich lieber am ersten Parkplatz weiter vorne in eines der regelmäßig fahrenden Shuttles.)



Mit der Gruppe zusammen sind wir beiden die ersten Menschen hier und machen uns gleich auf den Weg. Kleine Lizards und schwarze Käfer flüchten vor den großen Menschenfüßen, die sich schwermütig am Kamm der vorderen Düne entlang einen Weg nach oben bahnen. Das ist ganz schön anstrengend und aus der Gruppe kapitulieren die ersten bereits. Irgendwann, als wir fast oben sind, lacht der Guide zu uns nach hinten, als er ein paar Wortfetzen von uns auffängt: „Big Daddy Dune? We are not climbing the Big Daddy. It’s this big one over there!“ Unser entsetzter Blick folgt seinem Arm zu einer deutlich höheren Düne. Oh man, das leuchtet ein, warum sollte Big Daddy sonst Big Daddy heißen, zumal wir eigentlich auch gelesen hatten, dass sie eine der höchsten Sanddünen der Welt ist? Einfach mal blind hinterher gedackelt, weil ich dachte, in der Gruppe wären wir sicherer vor Schlangen, vor allem weil der Guide am Parkplatz eine gesehen hatte und sogar fangen wollte (aber das ist ein anderes Thema). Tja, hilft ja nichts, wir nehmen also die Abkürzung nach unten, die Düne hinab, im Stechschritt um Schlangen- und Antilopenspuren herum. Meine Beine? Vom Knöchel bis zum Schenkel mit rotem Sand bedeckt, ich könnte glatt als blonder Indianer in Afrika durchgehen. Schuhe ausgeleert und dann starten wir wieder von vorn. Der offiziellen Beschreibung nach ein kleines Stück durch die flache Salzpfanne und dann die richtige Düne hoch. Man merkt, dass es mittlerweile schon später ist, der Sand ist so weich, dass man teilweise keinen Halt mehr findet. Aber wir kämpfen uns bis zum „Gipfel“ knapp 350 Meter hoch. Meine Schenkel spannen, die Waden zittern und wir schnaufen wie zwei Walrösser. Gefühlt haben wir gerade einen 3000-er erklommen! Diese Aussicht hier oben, sie entschädigt für alles. Seht selbst:











Zum Deadvlei, der riesigen Ton-Pfanne mit den abgestorbenen Kameldornbäumen, die man von Namibia-Postkarten kennt, hüpfen wir die steile Düne hinab. Unten angekommen haben wir mindestens fünf Kilo Sand in unseren Schuhen. Was für ein Spaß! Mittlerweile ist es kurz vor 10 Uhr und die Sonne knallt im windstillen Tal der toten Bäume nieder. Unsere Wasservorräte sind leer. Noch ein paar schnelle Fotos und nix wie zurück zum Camper.






Die Düne 45 haken wir ab. Noch mehr roten Sand und eine dritte Düne brauchen wir nicht mehr. Stattdessen halten wir auf dem Rückweg noch am fast zu übersehenden Viewpoint an KM 24. Der Ausblick auf das Tal und über diese gewaltige Natur – unbeschreiblich!

Zurück am Campground entsanden wir uns in unserer Outdoor-Dusche und wieder föhnt der Wüstenwind meine Haare trocken, bevor ich sie überhaupt kämmen kann. Als Manu meinem Strubbelkopf sieht, fragt er, ob ich auch glaube, dass Afrikaner deshalb einen Afro haben. Ich glaube, Manu hat zu viel Sonne abbekommen oder zu viel Flüssigkeit verloren. Besser schnell das Frühstück nachholen. Das ist im stürmischen Wind und bei der Hitze gar nicht so einfach, denn während uns Butter und Käse davonschmelzen, müssen wir im aufkommenden Sandsturm wegwehendes Geschirr einsammeln. Eigentlich wollten wir den Nachmittag über ein bisschen chillen, aber da die beiden einzigen Liegen am Pool belegt sind, müssen wir uns mit unseren Camping-Stühlen inmitten des Sandsturms zufrieden geben. Manu stört’s nicht, der hält trotzdem sein Mittagschläfchen.

Am Nachmittag brechen wir dann doch nochmal auf, immerhin gibt es hier auch noch den Sesriem-Canyon zu erkunden. Wir klettern die kleinen Felsen hinab und wandern ein kurzes Stück den Felsgraben entlang, bis uns das braune Wasser stoppt. Für einen kleinen Zeitvertreib oder Mini-Ausflug lohnt es sich jedenfalls herzukommen.

Nach dem kurzen Ausflug stoppen wir auf einen Absacker noch in der Bar des Sesriem Campgrounds, auf dem man übrigens übernachten sollte, wenn man jeweils eine Stunde vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang Zugang zum Park haben möchte. „Zuhause“ vor unserer Bambushütte lassen wir den Abend mit selbst gegrillten Würstchen und einem Sundowner in unseren eigenen Blechbechern ausklingen, bevor uns später die Dunkelheit und der noch immer starke (oder noch stärkere?) Wind ins Zelt treiben. Heute stürmt es so, dass die Dachzelt-Leiter vom vom Boden abhebt und ich frage Manu vollen Ernstes, ob wir wirklich nicht davonfliegen können. Sein „Natürlich nicht“ nehme ich ihm nicht wirklich ab, denn er bindet die Leiter trotzdem am Boden fest. Das durch den Wind entstehende nervende Quietschen am Zelt beseitigt er dann auch mit dem Allrounder-Würth-Spray, das Herr Hester uns vorausschauender Weise mitgegeben hat. Was für ein verrückter Tag! Irgendwann wiegt uns der Wind in den Schlaf.


