Ab ins Abenteuer, ab in die Wildnis! Ziel erstmal unbekannt. Boarden bei 30 Grad? Landschaften wie auf einem anderen Planeten? Klingt nach einem fast normalen Start in die Flitterwochen, oder was meint ihr? Auf zu den Lancelin Sanddünen und den berühmten Pinnacles.
Das Wichtigste in Kürze:
- Übernachtung:
> Cervantes Holiday Park – allerdings im Overflow-Camp für 0 € - zurückgelegte Strecke: 232 km, reine Fahrtzeit ca. 3 Stunden
- Things-to-do:
> Sandboarden auf den Sanddünen von Lancelin
> Über die Pinnacles im Nambung National Park staunen
Tag 6: Wie aus einer anderen Welt, am anderen Ende der Welt.
Camper-Einweisung – check! Großeinkauf – check! Namensfindung für den Camper – check! Erste Glücksausbrüche – check! Perfekt gewappnet starten wir in unseren Westaustralien-Roadtrip.
Als wir die letzten Häuser hinter uns lassen, verblassen all die zweifelnden und negativen Gedanken, ob so ein Camper-Urlaub wirklich das Richtige ist, irgendwo hinter mir mit der Skyline von Perth und dieses wohlige Roadtrip-Gefühl macht sich breit: eine Mischung aus Aufregung, Vorfreude und purem Glück! Von weitem sehen wir zwei Emus übers Feld rennen und der erste Roadkill am Straßenrand lässt auch nicht lange auf sich warten. (Roadkill nennt man in Down Under die toten Tiere am Straßenrand, von denen es leider viel zu viele gibt; hauptsächlich Kängurus.) Hallo Wildnis! Hallo Abenteuer! Ich bin bereit, aber sowas von!
Sandboarden in Westaustralien
Der erste Stopp führt uns zu den Lancelin Sanddunes (Sanddünen) zum Sandboarden. Wir leihen uns für ein paar Dollar direkt vor Ort ein Board aus und fahren mit unserem Gigi (so heißt der Camper nämlich jetzt!) bis ganz nach vorne, alle Warnungen ignorierend… Wohl ein Stück zu weit, oder zumindest ein Stück zu viel ohne Allrad-Modus, denn wir bleiben stecken. Tja, hätten wir bei der Einführung von Sandeep mal besser hingehorcht. We got bogged – die Erste! Aber alles halb so wild und so sind wir schneller wieder draußen, als ich überhaupt überlegen kann, was wir jetzt nochmal genau tun müssten. Also Board unter den Arm geklemmt und hoch die Düne. Das fühlt sich ähnlich anstrengend an, wie früher als Kind beim Schlittenfahren, wenn man erstmal den steilen Berg hochlaufen musste, bevor man Spaß haben konnte; vor allem, weil es hier so windig ist, dass sich die kleinen Sandkörner wie Nadelstiche auf der Haut anfühlen. Mimimi – aber wir sind ja nicht aus Zucker, also ab auf’s Board und los geht’s! Meine ersten Sandboarding-Versuche sind zaghaft, aber gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich noch nie auf Skiern oder einem Snowboard stand. Finde ich zumindest :-). Das flutscht echt schneller, als man denkt und der starke Wind macht die Sache schwieriger als gedacht.
Auf der Weiterfahrt sehen wir in der Abenddämmerung von weitem das erste lebende Känguru. „Es gibt sie wirklich,“ ruft Manu. Ja, Schatz, es gibt sie wirklich und zwar nicht nur in tot am Straßenrand. Gott sei Dank.
Die Pinnacles
Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang zu den Pinnacles in den Nambung Nationalpark. Diese surrealen Kalksteinformationen im Licht der untergehenden Sonne – wir fühlen uns wie auf einem anderen Planeten. Grundsätzlich empfiehlt es sich, im Morgen- oder Nachmittagslicht zu kommen, dann leuchten die Kalksteinsäulen nämlich am schönsten. Lasst euch verzaubern:
Pünktlich mit der Dunkelheit fahren wir unseren ersten (und den einzigen) Campground in Cervantes an und werden gleich wegen Überfüllung auf einen Overflow-Platz gelotst. (So heißen die meist blanken Wiesen oder Flächen, wo Camper hingeschickt werden, wenn der eigentliche Campingplatz bereits ausgebucht ist.) Das geht ja gut los. Mit der Taschenlampe versuchen wir ausfindig zu machen, wo wir sind und stellen fest, dass es wirklich seeehr dunkel ist und irgendeine freie Fläche vor uns liegt. Draußen ist es kalt und windig, ich suche im Gepäck-Chaos meine lange Hose und den Hoodie. Draußen sitzen ist trotzdem nicht. Außerdem haben wir einen Bärenhunger, leider aber keinen Strom. Also gibt’s heute wohl notgedrungen Sandwiches. Ich atme dreimal tief durch und bete, dass das jetzt nicht drei Wochen so laufen wird. Manu grinst mich an und macht erstmal den Goon auf, denn was wir definitiv haben, sind Weingläser und genug Alkohol. Ich befürchte, den brauch ich jetzt auch! Denn gegenüber im Wohnwagen kocht eine Frau Spagetti und ich fühle mich wie ein kleines Kind, das an Weihnachten durchs Fenster einer fremden Familie schaut und zugucken muss, wie andere Geschenke auspacken. Und weil ich tatsächlich den tollsten Mann der Welt habe, sieht er mir mein Drama an und macht es möglich, mir auch indoor ein richtiges Essen zu zaubern. Und so kochen wir irgendwo in der Nähe von Cervantes Spagetti mit Tomatensoße als unser erstes Camper-Dinner. Liebe geht halt doch durch den Magen!