Dieser Post übertrumpft alles bisher da Gewesene über unseren Trip durch Westaustralien! Zwei unbezahlbare Tage, die uns sprachlos machten, wahr gewordene Träume, Delfine, besondere Menschen, ein einzigartiger Rundflug im Privatjet, Abenteuer pur, Leben am Limit, knallige Farben und eine Landschaft, die nicht in Worte zu fassen ist. Willkommen in unserem ganz persönlichen „Project Eden“. This is us & the End of the World!
Das Wichtigste im Überblick
Übernachtung:
> Bottle Bay Campground im Francois Peron National Park für 22 AUD
(Achtung: Nur per 4WD erreichbar!)
zurückgelegte Strecke:
> von Denham ans Cape Peron 50 km, Fahrzeit mindestens 2 Stunden, weil alles Softsand ist
> von der Bottle Bay nach Monkey Mia 65 km (wovon die ersten 50 der Softsand vom Hinweg sind)
Things-to-do & Things-to-know
> Hoffentlich habt ihr ein Allrad-Fahrzeug gewählt: Dann geht’s ab in den Francois Peron National Park. Was ihr dazu wissen solltet? Unbedingt genügend Vorräte und Trinkwasser mitnehmen, Wetterlage checken und vorher Recherche zum Thema Allrad-Fahren auf Softsand betreiben. Unsere Tipps dazu unten.
> Eine Nacht im Paradies verbringen ohne Zivilisation, aber dafür mit einer unbezahlbaren Natur.
> Einen Rundflug bzw. Scenic Flight über dieses Paradies mit Shark Bay Aviation
> Delfine gucken und mit etwas Glück füttern in Monkey Mia (lest unten, warum es sich lohnt)
Tag 10 – Wild Wild West – Offroad in den Francois Peron National Park
Heute haben wir Großes vor! Aber eine Frage brennt uns noch auf der Seele: Wie fährt man Offroad auf Softsand eigentlich? Nach einer kurzen Rückversicherung im Office der National Park Rangers und dank vieler Recherche und den Tipps des älteren Souvenir-Ladenbesitzers wagen wir uns ins Abenteuer: Reifendruck raus, dreimal tief durchatmen und los geht’s in den Francois Peron National Park.
Die rote Sandpiste führt irgendwo ins Nirgendwo. Diese Landzunge ist Softsand pur und nur für geübte 4WD Fahrer geeignet, also genau das Richtige für uns Anfänger. Bis zum ersten Stopp ist es sowieso kein Problem. An der Big Lagoon sind wir schon mächtig beeindruckt vom roten und vom samtweißen Sand, der türkis-blau-grünen Marmorierung des Wassers und überhaupt von dieser Natur. So sehr, dass wir die letzten Zweifel, ob wir es wirklich die restlichen 40 Kilometer bis zur Halbinselspitze schaffen, gekonnt beiseiteschieben.
Highway to heaven? Highway to hell? Tipps zum Fahren auf Softsand
Die Piste in den Norden wird anspruchsvoller, der Sand weicher, die Straße einspurig und eng. Anhalten ist immer schlecht, denn das Geheimnis beim Fahren auf Softsand lautet (neben dem richtigen Reifendruck – in unserem Fall 15 psi): Keep the momentum, also so viel wie: Gib Gaaaas! Manu ist konzentriert und schlägt sich super. Sobald er langsamer wird, erinnere ich ihn an das Momentum und versuche vorauszusehen; kommt Gegenverkehr oder gar ein Tier? Mehr kann ich ja erstmal nicht beitragen. Wir floaten über die Piste, läuft bei uns. Aber wie heißt es so schön? Lieber nicht zu früh freuen, denn da entdecke ich ca. einen halben Kilometer vor uns einen kleinen Stau.
Steckenbleiben im Softsand? Läuft bei uns – NICHT.
Wir sind das 5. Auto in der stehenden (!) Kolonne – ganz vorne hat sich einer so richtig eingegraben. Der ist heute schon mal vor uns stecken geblieben, allerdings war es da (zumindest für uns) nicht tragisch und relativ einfach, wieder los zu fahren. Hier im weichsten Softsand? Eine echte Herausforderung! Daher immer vorausschauend fahren und lieber ein paar Meter mehr weiter vorn stehen bleiben, sofern der Untergrund etwas fester ist. Auf der Straße herrscht reges Treiben, jeder hilft mit; freibuddeln, anschieben, Bretter unter die Reifen, wieder von vorne. Es dauert ziemlich lange, bis der Australier ausgegraben ist und tatsächlich am Horizont davonfahren kann. Nach und nach schaffen es auch die anderen los. Leider bleiben wir das letzte Auto in dieser Kolonne und so helfen wir dem letzten Vordermann noch beim Losfahren und sinken selbst nach ca. fünf Metern in die Kuhle ein, aus der keiner der anderen aus eigener Kraft herausgekommen ist. Nur jetzt ist keiner mehr da. Ich weiß, dass ich jetzt die Ruhe bewahren muss, weil Manu nervös wird. Vor, zurück, ein bisschen mehr Reifendruck raus und dasselbe nochmal von vorne. Nichts. Er steigt aus, es ist bollenheiß, im Gebüsch leben die giftigsten Schlangen dieser Welt. Die Lage erscheint aussichtslos und ich überlege, ab wann man wohl dieses Notfall-Telefon im Handschuhfach benutzen sollte, das wir von Travel Car Centre mitbekommen haben. Ach was, Miri chill mal, wir sind ja schließlich in Australien. Wir haben Wasser und Essen an Board und irgendwie werden wir schon hier raus kommen; spätestens morgen, wenn die ersten die Rückreise antreten und wieder nach unten fahren. Ich zitiere Manu aus der sengenden Hitze heraus ins Auto und mache erstmal eine Packung TimTams auf, für die Nerven. (Findet er nicht so lustig…) Irgendwann, nach ein paar Minuten, kommt Gegenverkehr. Ich lege die Kekspackung zur Seite und zeige wortlos zur Windschutzscheibe hinaus! „Vergiss es, der wird nicht anhalten. Der wäre ja blöd, dann würde er auch feststecken,“ belehrt mich Manu. Ich bin in solchen Momenten gerne etwas naiv und glaube an das Gute im Menschen und an die Australier im Speziellen: „Der wird uns helfen.“ Während er zielstrebig an uns vorbeifährt, schaut mich Manu wortlos an. Sein Blick spricht irgendwas von „Hab ich‘s nicht gesagt“ und „Fuck, was machen wir jetzt“. In dem Moment seh ich die Brems- und Rückfahrleuchten im Spiegel und ein Kopf lugt aus dem Fenster: „You guys need help?“ Danke, Australien, danke! Mal wieder hast du mich nicht enttäuscht.
Unser Reifendruck war viel zu hoch, weil unser Anzeigegerät kaputt ist. Herrlich! So schnell kann es so einfach gehen! Mit den richtigen 15 psi im Reifen fährt uns Manu nun wie nichts aus dem Loch und floatet über den Sand, hoch bis ans Cape Peron und den Skipjack Point. Wir sind erleichtert und lachen. Mit jedem Meter fällt auch der Druck von Manu ab und ich kann die Kekse tatsächlich wieder zurück in den Kühlschrank packen. No Need for Nervennahrung anymore!
Welcome to Project Eden: Cape Peron
Was sind das für Farben hier oben? Rot, weiß, türkis, tiefblau – Nature at its finest! Das ist das Ende der Welt, Project Eden. Wir sehen haufenweise Schildkröten, Haie, Delfine und riesige Mantarochen. Man kann sich hier kaum losreißen, doch der Planet sticht vom Himmel. Manu rutscht (natürlich absichtlich) eine rote, steile Sanddüne runter zum Meer, verbrennt sich die Füße, aber dieser Anblick – es ist mit nichts zu vergleichen.
Als wir am frühen Abend am Bottle Bay Campground ankommen, sind wir das zweite Auto. Und das werden wir auch bleiben. Was die Ranger im Nationalpark-Büro in Denham wohl meinten, als sie sagten, es sei „very busy up there“? Wir grillen am offenen BBQ Gemüse und australische Sausages und essen in der untergehenden Sonne mit Meerblick im Paradies. Wenn nur dieses ungute Gefühl mit den Schlangen nicht wäre, könnte man sich hier glatt verlieren…
Tag 11 – Wow, wow, wow – der Sprachlos-Tag | Rundflug über den Francois Peron National Park & Delfine in Monkey Mia
Diese Nacht war kurz. Vor dem Camper sind viele kleine Tierspuren zu sehen, wahrscheinlich Echsen, die heute Nacht hier ihr Unwesen getrieben haben. Mit dem Aufgehen der Sonne packen wir zusammen.
Heute wollen wir nach Monkey Mia zu den Delfinen – je früher wir loskommen, umso besser. Denn in Monkey Mia werden die Delfine nur dann (kontrolliert!) gefüttert, wenn sie von selbst in die Bucht kommen; feste Zeiten gibt es nicht. Grundsätzlich sind wir keine Fans von organisierten Tierfütterungen, aber wir haben über Monkey Mia nur Positives gelesen und es ist ein (bislang unerfüllter) Lebenstraum von Miri, Delfine in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben. Im Licht der Morgensonne floaten wir die Sandpiste gen Süden.
Raus aus diesem wunderbaren Paradies, rein ins nächste Spektakel. Eine Schlange verschwindet ins Gebüsch, waaah, bin ich froh, dass ich im Auto auf dem Rückweg sitze. Am Ausgang vom Nationalpark pumpen wir die Reifen wieder auf. Das dauert ganz schön lange, weil das fix installierte Nationalpark-Gerät kaputt ist und wir auf unseren kleinen Kompressor angewiesen sind. Zwei Jungs aus Berlin kämpfen auf der anderen Seite mit ihrem Gerät. Manu schaut mich fragend an, als wir fertig sind. Ja, wir haben ja noch genug Zeit, Delfinfütterungen gibt es ja dreimal am Tag, die erste ist eh so gut wie durch – geh und helf ihnen! Was für zwei Chaoten, Backpacker wie aus dem Bilderbuch, aber wir haben was zu Lachen und für heute unsere gute Tat vollbracht. So ist das in Australien, helfen und geholfen werden. Also auf zu den großen Tümmlern!
In Monkey Mia bezahlen wir die Eintrittsgebühr und reihen uns zu den anderen Schaulustigen an der Brandung ein. Keine zwei Minuten später tauchen tatsächlich zwei Delfine auf. Oh Gott, wie toll! Ein Traum wird wahr, einmal echte Delfine in der freien Wildbahn sehen – und zwar nicht nur von Weitem, sondern so richtig! Leider ist das Wasser etwas trüb durch den Wind der Vortage, aber die beiden kommen so nahe, die kann man nicht übersehen.
Die Rangerin ist schnell zur Stelle und erklärt vieles über die Delfine, auch, dass man sie nicht anfassen darf. Das ist wirklich toll gemacht hier. Da, noch zwei und noch einer!
Vier Delfine werden jetzt von jeweils vier Volunteers gefüttert. Die wiederum picken jeweils vier Kids aus dem Publikum. Und in der zweiten Runde, man weiß nicht wie, werde ich gefragt, ob ich den Delfin Shock füttern möchte. Ich? Ja, aber hallo und wie ich will! Ich flippe innerlich komplett aus. Dieses Gefühl, wenn Kindheitsträume wahr werden… .
Unbeschreiblich! Dieser Tag bekommt ein rotes X in meinem persönlichen Highlight-Kalender. Ein fettes rotes X. Wir bleiben noch ein bisschen in der Bucht von Monkey Mia, ich grinse immer noch wie ein Honigkuchenpferd bis über beide Ohren über das Erlebte, und so machen wir uns gegen Mittag los zur Weiterfahrt – Ziel unbekannt. Ich schwebe eh im Glück
Rundflug über’s Paradies
Irgendwann entdecken wir am Straßenrand zwischen Monkey Mia und Denham das „Airstrip“-Schild: Scenic Flights. Wollen wir vielleicht…? Da ist Manu schon abgebogen. Der Flughafen der Shark Bay Aviation ist mini, eine kleine Cessna steht auf dem Rollfeld. Der Pilot weist zwei Männer ein und läuft zu uns zum Zaun, als er uns sieht. Er ist super jung, und super sympathisch. Jordan ist tatsächlich der Pilot und zeigt uns die verschiedenen Möglichkeiten für einen Flight. Bei dem Preis fackeln wir nicht lange und buchen einen Rundflug über den Francois National Park O-Ton „at around twelvish“.
Bleibt also noch genug Zeit für ein spätes Frühstück, das wir uns an einer der public picnic Areas an der Little Lagoon schmecken lassen. Ob das Omelette so eine gute Idee war, wenn wir gleich in die Lüfte abheben?
Naja, zu spät… Der Flug ist DAS Highlight schlechthin, ich spiele Co-Pilot und wir haben eine Menge Spaß in den nächsten 45 Minuten mit dem „best pilote of the world“. Wir sehen Monkey Mia aus der Luft und diesen unglaublichen Nationalpark, der von oben noch unwirklicher aussieht wie von unten, Haie, Rochen, Schildkröten und sogar Dugongs. Wow wow wow! Mir fehlen die Worte, ich lass am besten einfach die Bilder sprechen.
Heute Abend erreichen wir Carnarvon, wo wir dem berühmten Jetty einen Besuch abstatten wollen, aber eher das Gefühl haben in einer Geisterstadt gelandet zu sein. Er ist wegen Restauration gesperrt. Weil die Sonne schon untergeht, gehen wir in einer Sportsbar etwas essen und sichern uns dann schnell eine Site auf dem Campground um’s Eck, wo ich selig und überglücklich in den Schlaf falle. Was für ein Tag! So viele Xe hätten gar keinen Platz im Kalender…