(8) Okavango River | Afrika & seine Menschen

Emotional und herzergreifend – wir sind gefangen zwischen Luxus und Armut und lernen an der Grenze zu Angola, dass diese Menschen, die materiell nichts haben, in vielen Dingen sehr viel reicher sind als wir. Warum?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Übernachtung:
    > 1 Nacht in der Hakusembe River Lodge (Camp) für ca. 30 € pro Nacht
  • zurückgelegte Strecke:
    > von Onguma Leadwood bis zur Lodge ca. 420 km (reine Fahrtzeit 4:30 Stunden)
  • Things-to-do:
    > Unterwegs Eindrücke des echten Namibias einsaugen und sich von den lachenden Kindern anstecken lassen.
    > Bootstour auf dem Okavango River

Tag 13: Wer ist zivilisierter? Gefangen zwischen Tradition & Moderne

Heute liegt eine lange Strecke vor uns. Deshalb und weil wir dringend mal wieder tanken sollten, wählen wir die landschaftliche eher langweiligere Strecke über die B1 und B8, dafür mit Teerstraßen. In Tsumeb überrascht mich die hochwertige und gepflegte Raststation mit Shop und sauberen und modernen Klos. Das hatten wir auf der ganzen Strecke noch nicht. Umso zwiespältiger und verwunderlicher ist die knapp zwei Kilometer entfernte Wellblechsiedlung, auf deren Höhe wir drei zu Fuß gehende Frauen überholen, die auf ihren Köpfen so viel Holz transportieren, dass sie glatt als Wald durchgehen könnten.

Auf den insgesamt knapp 400 Kilometern passieren wir unzählige Stroh-, Lehm- und Wellblechhütten. Es ist Mittagszeit, Kinder in Schuluniformen spielen, rennen und winken am Straßenrand, zwei Jungs laufen Arm in Arm und ich muss lächeln. Kinder-Freundschaften kennen keine Grenzen – kein Alter, keine Kultur und keinen sozialen Status. Gott sei Dank. Wir hören Ballermann-Hits im Auto, die gute Laune dieser Menschen steckt uns an und wir lachen über diese skurrile Situation, in der uns Micki Krause Bier holen schickt, und uns selbst.

Auf Höhe von Rundu werden die Hütten massiver, die Leute haben Smartphones in den Händen, und am Straßenrand liegt haufenweise Müll. Ist es also das, was passiert, wenn Menschen vermeintlich zivilisierter sind? Wir sollten alle lernen von den Menschen, die am wenigsten haben. Sie sind in so vielen Dingen so viel reicher als wir.

Luxus und Armut – aber wer ist wirklich reicher?

Die Hakusembe River Lodge ist eine kleine Oase am Okavango River. Wir haben Campsite 4 – die letzte am Flussufer mit Aussichtsturm für den Security Guard. Ähm, okay, wir tun jetzt einfach mal so, als wäre er für diese unglaubliche Landschaft.

Hakusembe River Lodge
Hakusembe River Lodge
Kavango River Blick auf Angola
Mit Blick auf Angola, seine Menschen, die Tiere – der Kavango River

Auf der anderen Seite des Flusses sitzen Menschen und Kühe weiden, dahinter stehen Strohhütten. Wir liegen hier ein paar Meter entfernt im puren Luxus und diese Menschen waschen sich und ihre Kleidung im Fluss, tragen Wasser in Eimern auf dem Kopf zu ihren Hütten. Es versetzt mir einen Stich ins Herz. Wir blicken auf Angola, eines der ärmsten Länder Afrikas, nur durch einen kleinen Fluss getrennt von uns. Der Wasserstand ist wegen der Trockenzeit und des bisher ausgebliebenen Regens sehr niedrig. Als plötzlich eine Männergruppe in ihren Holzkanus (wir werden später lernen, dass sie Mokoros heißen) auf unsere Uferseite herüberpaddelt, schauen wir uns verdutzt an – deshalb vielleicht die Security? Später erfahren wir, dass es ein Special Agreement zwischen Namibia und Angola für diese Menschen gibt. Sie dürfen in Rundu einkaufen, denn die nächste angolanische Stadt ist 420 Kilometer entfernt. Krass!
 
 

Mokoros typische Kanus in Afrika
Mokoros – die traditionellen Holzkanus der Menschen am Kavango River

Beim gebuchten Sunset Cruise sehen wir sie aus der Nähe, ein Vater badet mit seinem Kind und die beiden winken uns fröhlich zu. Ihre Augen sind herzlich, warm und strahlen uns ehrlich an. Weiter unten wäscht sich jemand mit einem Schwamm und dreht sich beschämt weg, als unser Boot näher schippert. Umso peinlicher, als eine unserer Mitreisenden plötzlich die Kamera zückt. Wir sind froh, als eine andere Frau an Board plötzlich aufschreit: „Spinnst du? Pack die Kamera weg, das gehört sich ja wohl nicht.“ Es ist fremdschämend und ich frage mich, auf welcher Seite des Flusses die Menschen wirklich zivilisierter sind. Es gibt aus diesem Grund von uns bewusst keine Bilder dazu! Die Vögel, Warane und kleinen Krokodile verlieren bei dieser Experience unfairer Weise fast etwas an Bedeutung. Umso beeindruckender ist dann dieser Sonnenuntergang. Das ist Afrika in seinen knalligst-rotschimmernden Farben. Magie pur!

Sunset Boat Cruise Hakusembe River
Sunset Boat Cruise Hakusembe River
Vogelwelt am Kavango Fluss
Vogelwelt am Kavango Fluss
Krokodil Kavango River
Und das erste Krokodil haben wir auch gesichtet!
Waran im Kavango River
Und auch dieser Kerl hat sich für uns gezeigt: ein Waran im Kavango River
Krokodil Okavango
Und noch ein Krokodil im Kavango Fluss
Sunset Champagne Cruise Hakusembe
Was darf zur Sunset Champagne Cruise nicht fehlen? Richtig: Der Champagne! 🙂
Sonnenuntergang Kavango River Hakusembe
…und der Sonnenuntergang natürlich auch nicht!

Den Rest davon genießen wir beim Dinner-Büffet auf der Terrasse der Lodge. Unsere Kellnerin verbreitet gute Laune und macht darüber hinaus auch servicetechnisch einen tollen Job. Das Oryx-Steak ist hervorragend. Die Angestellten führen zur Krönung einen traditionellen Tanz auf, die Frauen singen dazu und die Männer trommeln.

Dinner in der Hakusembe River Lodge
Dinner in der Hakusembe River Lodge – das beste Oryx-Steak, das wir je gegessen haben!
Sonnenuntergang Hakusembe River
Sonnenuntergang über dem Kavango River

In der Bar spielen wir zum ersten Mal Owando und lachen mit der Barkeeperin und dem Koch über unsere Spielzüge. Dieser Abend ist perfekt – er spiegelt einfach alles wieder, was wir an Afrika so lieben: die Menschen – auf beiden Seiten des Flusses-, das Essen auf unglaublich hohem Niveau, die Natur, die einem den Atem raubt und dieses Gefühl des puren Glücks. Das einzige, das wirklich richtig mies ist, ist Manus Cocktail-Experiment mit Cointreaux und Lemon, der sein Ende im Gebüsch der Lodge findet. Mit Stirnlampen bewaffnet, machen wir uns auf den Weg zurück an die Staatsgrenze mit Security-Turm, wo wir heute Nacht schlafen werden…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert