Über den ersten Tag unseres Roadtrips, den ersten Game-Drive auf Safari durch die Kalahari und darüber, was eine Bierflasche mit unserem Dachzelt zu tun hat. Denn auch das haben wir zum ersten Mal aufgebaut. Also so mehr oder weniger… Herzklopf-Momente und Adrenalin in Namibia. Let’s go!
Das Wichtigste in Kürze:
- Übernachtung:
> Kalahari Anib Lodge (Camp) für 30 € - zurückgelegte Strecke:
> von Windhoek bis zur Lodge in der Nähe von Mariental ca. 280 km - Things-to-do:
> am Schild „Tropic of Capricorn“ anhalten & ein Foto schießen
> Game-Drive inkl. Sundowner auf den roten Hügeln der Kalahari - Nice-to-know:
> Wie man ein Dachzelt wirklich aufbaut und darüber dass es NICHT einfacher ist, als ein Bier aufzumachen
Tag 2: Let the Roadtrip begin – ab in die Kalahari
Nachdem wir unseren Camper erfolgreich abgeholt, unseren ersten Riesen-Einkauf in Windhoek erledigt und auch im Auto verstaut haben (>hier geht’s zum Blogbeitrag mit praktischen Tipps zum Camper), schnallen wir uns an. Todesmutig verzichte ich auf den geplanten Shopping-Stopp beim Outdoor-Laden Cymot, wo ich von Deutschland aus eine Traveltoilet ausfindig gemacht habe. No risk, no fun! Ich werde das mit den Campground-Klos schon irgendwie schaffen… Stattdessen machen wir uns auf den Weg in Richtung Süden.
Die ersten Blinker-Scheibenwischer-Verwechsler (Stichwort Rechtslenker und Linksverkehr!) später befinden wir uns auf der B1 nach Mariental. Karge, hügelige Wüstenlandschaft umgibt uns. Irgendwie hatten wir uns das hier alles eher flach vorgestellt; wir sind überrascht, beeindruckt. Noch mehr, als wir im Navi sehen, dass wir uns zwischendurch auf 2400 Höhenmetern befinden, was uns gar nicht bewusst war! Die Straßen sind endlos lang, alle paar Kilometer gibt es Rest-Stations. Diese Rastplätze umfassen betonierte Tische und Bänke, aber nie ein Klo. Das ist ja schon mal interessant zu sehen. Essen und Trinken können wir überall, aber wenn das alles wieder raus muss, muss die Wildnis herhalten. A propos Wildnis, während wir hier eine Hauptverkehrsschlagader Namibias entlang brettern (sofern man das bei 120 km/h sagen kann…), werden wir schon mit den ersten Tiersichtungen überrumpelt. Und das, obwohl wir uns gegen die angebliche mehr oder weniger parallele Panorama-Route über eine Schotterstraße entschieden haben. Wilde Esel und Pferde ohne Ende sind für uns am Straßenrand ja bereits total ungewöhnlich, aber dann überquert ein Lizard direkt vor uns die Straße, in der Ferne sehen wir die ersten Oryx-Antilopen und einen Strauß. Was für eine Begrüßung, Namibia! Wir sind angefixt und wollen mehr! Nach einem kurzen Foto-Stopp an dem berühmten „Tropic of Capricorn“ Schild (dem südlichen Wendekreis des Breitengrades oder so ähnlich) erreichen wir nach knapp zweieinhalb Stunden die Kalahari Anib Lodge.
Der erste Game-Drive in der Kalahari Anib Lodge
Diese Lodge ist ein kleines Juwel in der Wüste. Schade, dass wir keine Zeit für den Pool haben, den wir als Camper mitbenutzen dürfen. Wohl hängt hier regelmäßig ein Warzenschwein namens Pumba ab, wir lernen ihn leider nicht kennen. Stattdessen buchen wir den Sunset-Game-Drive (Game-Drive heißen die geführten Safarifahrten) und das Dinner in der Lodge, da wir ja erst nach Sonnenuntergang zurückkommen werden. Wir müssen das mit dem Camp-Life ja nicht gleich am ersten Tag überstrapazieren. Hier gibt es nur 3 Campsites, jeweils mit eigenem kleinen Häuschen mit sanitären Anlagen und einem überdachten Tisch mit Bänken. Kritisch begutachte ich erstmal alles ganz genau, als wir unsere Hilde parken, und erleichtert muss ich sagen, dass ich als kritischer Camper sehr positiv überrascht bin. Alles sauber, alles da.
[Kleiner Exkurs: Wie baut man ein Dachzelt auf?
Also wir wissen nicht, welches Bier Herr Hester von Kalahari Car Hire trinkt, aber nach ein paar unglücklichen Versuchen, das Dachzelt „kurz mal schnell“ aufzubauen, bevor wir zum Game-Drive los müssen, scheitern wir fast kläglich. In mir macht sich der Klugscheißer-Modus breit: Also ICH wollte es ja vorab mal testen, aber Mann hat sich ja blind auf die Aussage verlassen, dass es einfacher sei, ein Dachzelt aufzubauen als ein Bier aufzumachen. Naja, nach ein paar eher unbequemen Handgriffen steht das Ding, glauben wir zumindest. Wir sind froh, dass die nächste Campsite gut 1,5 km entfernt liegt, uns kein Nachbar und auch sonst keiner gesehen hat. Das wäre wohl peinlich geworden. Als wir uns heute Abend in der Lodge mit WLAN ein paar Tipps auf YouTube holen, stellen wir fest, dass wir so schlecht gar nicht waren. Und so wie es aussieht, ist es tatsächlich super einfach, das Dachzelt aufzubauen – aber eben nur dann, wenn man auch weiß, wie!
Damit es euch nicht genauso geht, hier eine kleine Anleitung, um das Dachzelt eines Toyota Hilux Camper aufzubauen:
- Alle Schnüre lösen und Hülle abmachen (dazu -sofern man nicht 2 Meter groß ist- am besten auf die XX stehen)
- Leiter liegend herausziehen, bis sie „einrastet“.
- Zelt mit der Leiter als Hebel umklappen und aufstellen
- Stangen ringsum einstecken.
- Fertig!
Und wenn man weiß wie es geht, dauert es tatsächlich keine 5 Minuten. Aber ein Bier kriegen zumindest wir immer noch etwas schneller auf!]
Zu Fuß machen wir uns kurz nach 16 Uhr auf in Richtung Lodge. Unser Adrenalin steigt, denn uns wurde beim Check-in gesagt, dass der Fußweg knapp 15-20 Minuten beträgt. Mindestens eine Viertelstunde durch die namibische Wildnis… aufgeregt grinsen wir uns an. Als wir nach wenigen Minuten, ohne außergewöhnliche Wildlife-Ereignisse, bereits an der Rezeption ankommen, sind wir fast ein bisschen enttäuscht.
Unser Guide Guido, ein deutscher Namibier, führt die Tour auf deutsch, denn -so ein Zufall- wir sind 9 Deutsche in seinem Safari-Auto. Wir hätten mit Englisch kein Problem, aber so ist es natürlich auch bequem für uns alle, wenn auch etwas irritierend, dass ein vermeintlich Deutscher von seiner „Heimat hier“ redet und wir uns in der Wüste befinden. Guido erklärt uns viel über die Flora und Fauna und man hört ihm an, dass er all das, was er hier tut, liebt; die Natur, die Pflanzen und die Tiere. Springböcke z.B. können bis zu zwei Meter hoch hüpfen, 95 km/h schnell rennen und haben einen schwarzen Streifen an der Seite, um sich morgens aufzuwärmen. Straußenvögel haben drei Frauen; eine Haupt- und zwei Nebenfrauen. Umso tragischer, dass die Überlebenschance dieser süßen kleinen Straußenküken sehr gering sind, denn sie sind leichte Beute für Schakale. Das Streifengnu gehört zu den Ugly Five; mit dem Kopf einer Kuh oder eines Pferdes und dem Körper, der einer Hyäne ähnelt. Ich kenne es bisher nur von Disney’s König der Löwen, da hat eine riesige Herde Streifengnus Simba tot getrampelt. Das war in der Tat ganz schön hässlich. Kudus und Perlhühner kreuzen den Weg vor unserem offenen Jeep. An einer Kameldornakazie bewundern wir riesige Vogelnester-Hotels. Die wiegen zwischen 400 Kilogramm und einer Tonne und es gibt nur diese Baumart, die stark genug ist, diese Nester zu halten. Wow! Verschiedene Vogelarten leben hier gemeinsam, beschützen oder fressen sich gegenseitig. Die Natur ist so herrlich unkompliziert, hier werden keine Kompromisse gemacht. Fressen und gefressen werden… Ein Uhu sitzt auf dem Nest und lässt sich von uns ablichten.
Auf dem Weg zur roten Düne überquert in der bereits untergehenden Sonne eine kleine Zebra-Herde die Straße. Steppenzebras sind das, erklärt uns Guido, man erkennt sie an dem zusätzlichen gold-beigen Streifen. „Das ist wie bei dir“, lacht Manu! Klar, beim nächsten Friseur-Besuch bestell ich dann auch Tarnungsstreifen. Susan, bitte schon mal Zebras studieren!
Als wir pünktlich zum Sonnenuntergang auf der roten Sanddüne mit Blick über die Kalahari-Wüste stehen, in der Hand unser Sundowner in eleganten Edelstahlbechern, erfüllt uns dieses unglaubliche Afrika-Gefühl. Das Licht, diese Erlebnisse, die Tatsache, dass wir endlich wirklich hier sind. Es ist nicht in Worte zu fassen.
Auf der nächtlichen Rückfahrt huscht noch ein Löffelhund an uns vorbei und wir dürfen ein -leider totes- Straußenei anfassen. Mit der dunklen Nacht beginnen die Jagdgeschichten und die Kämpfe um Leben oder Tod in der Kalahari. Und wir mittendrin – wie mystisch!
Beim Dinner überrascht uns die Lodge mit einem super leckeren Büffet, das keine Wünsche offen lässt: Springbock-Gulasch, Fisch, Hähnchen, knackiges Gemüse, Kudu-Carpaccio, Salate und Dessert… yummi! Ich frage mich, wie Vegetarier hier überleben können. In der Bar gönnen wir uns noch einen namibischen Gin-Tonic, der leider nicht so lecker schmeckt wie erhofft. Aber egal, runter das Ding, denn wir müssen uns schließlich Mut antrinken für den Rückweg, der zwar kürzer als ursprünglich gedacht ist, aber trotzdem durch die dunkle Wildnis führt. Bewaffnet mit unseren Mini-Taschenlampen, ineinander verhakt, laufen wir los zum Camp zurück. Ich leuchte direkt vor die Füße wegen der Schlangen und Skorpione, Manu in die Ferne; natürlich direkt in zwei reflektierende Augen, die Gott sei Dank direkt ins Gebüsch verschwinden. Puh, da haben wir kurz beide Puls gekriegt. Wir staunen noch über den unsagbar schönen Sternenhimmel, der nur durch die Lichter der Lodge unterbrochen wird, steigen zum ersten Mal in unser Dachzelt und schließen die „Luken“ auf allen vier Seiten. Zur Leiter und damit zu unseren Füßen schließen wir nur das Moskitonetz, damit ein bisschen Frischluft durchkommt. Schnell flattert, kriecht und tapst es ringsum und auf unserem Zelt. Der Wind? Fledermäuse? Lizards? Keine Ahnung… mit einem ordentlichen Herzklopfen schlafen wir irgendwann ein. Manu wird in der Nacht akustischer Zeuge, wie in der Ferne ein Tier gejagt wird, hört die Schreie und wie sie wieder verstummen. Ich hingegen schlafe ausnahmsweise wie ein Stein und mache außer einem im Schlaf rufenden „Hallo, wer ist da?“ die restliche Nacht nicht mehr auf mich aufmerksam.
Gar nicht mal so übel, unser Dachzelt… Gute Nacht, Namibia! See you tomorrow!