Wie wir während eines kurzen Luxus-Getaways in Divundu eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben und uns der Besuch eines Dorfes für’s Leben verändern wird. Über einen Highlight-Moment unserer Reise. Mehr verraten wir nicht.
Das Wichtigste in Kürze:
- Übernachtung:
> 2 Nächte in der Shametu River Lodge (Luxury Tent) für ca. 180 € pro Nacht inkl. Halbpension - zurückgelegte Strecke:
> von Hakusembe River bis zur Shametu River Lodge ca. 270 km (reine Fahrtzeit 2:10 Stunden) - Things-to-do:
> Mahango Game Park mit einer Self-Drive-Safari auf eigene Faust erkunden
> Buffalo Core Area Game Park NICHT auf eigene Faust erkunden
> Unbedingt den Village Walk machen und in die echte Kultur eintauchen
Tag 14: Ein bisschen Luxus zwischendurch
Nachdem ich heute vom krähenden Hahn aus Angola gegenüber geweckt wurde, verlagern wir unser Frühstück auf die Anlegeinsel aufs Wasser. Wer kann schon behaupten, mal auf der namibisch-angolanischen Grenze gefrühstückt zu haben?
Heute passieren wir Rundu, tanken und füllen im Hyper nochmal unsere Wasservorräte auf. Hier pulsiert das Marktleben, halb Rundu scheint versammelt, kauft und verkauft an kleinen Ständen Obst und Gemüse. Fleisch hängt zum Trocknen vor der kleinen Wellblechhütte, auf der handgeschrieben Meatery steht. Kein Wunder, dass es im Supermarkt selbst hauptsächlich Grundnahrungsmittel, wie z.B. Reis, in Jumbopacks gibt. Wir würden am liebsten alles fotografisch festhalten, finden aber, das schickt sich irgendwie nicht. Aber auch und gerade diese Bilder, die sich tief in unser Herz brennen, machen Afrika aus.
Shametu River Lodge – Luxus-Getaway für zwei Camper
Umso erstaunlicher, dass unsere Lodge für die kommenden zwei Nächte inmitten dieser Hütten direkt am Fluss liegt. Unser Luxury-Tent der Shametu River Lodge ist ein Traum: der Balkon ragt zum Flussufer, ein großes Himmelbett mit strahlend-weißen Decken und ein blitzeblankes, richtiges Bad führen dazu, dass ich einen kleinen Happy Dance aufführen muss. Wir genießen diesen Luxus mit einem Welcome-Champagner auf unserem Balkon, bevor wir am Nachmittag zum Mahango Game Park aufbrechen.
Self-Drive-Safari im Mahango Game Park
Es ist wieder Zeit für eine Self-Drive-Safari. Zwei Routen gibt es, erklärt mir die lustlose Dame im Registrierungs-Office; links am Okavango-River entlang, rechts zum Wasserloch. In der Mitte läuft der Trans-Caprivi-Highway an die Grenze zu Botswana – mitten durch den Naturschutzpark! Wir entscheiden uns für links und das Flussufer. Die 90 NAD Eintrittsgebühr sind sehr gut angelegt. Wir sehen eine große Giraffenherde, viele Impalas, Warzenschweine, Zebras, Büffel und Antilopen.
Der große Baobab und die vielen nicht ausgeschilderten Affenbrotbäume sind mindestens genauso beeindruckend; vor allem die Exemplare, die fast in sich zusammenfallen. Die Chinin haltige Rinde schätzt Elefanten nämlich vor Malaria und ist entsprechend beliebt bei den Dickhäutern. Wir haben Zeit bis 18 Uhr, bis das Gate schließt, die Sonne ist bereits auf Sinkkurs; also zurück, wir wollen schließlich noch das Wasserloch sehen. Das kann man nur per 4×4 Fahrzeug erreichen. Hilde, get ready, wir fahren noch ein bisschen Offroad! Gerade als wir umdrehen, schneidet uns eine riesige Elefantenherde den Weg ab. Wow, das sind bestimmt 40-50 Tiere. Diese grauen Riesen sind einfach absolut atemberaubend.
Als wir wieder freie Fahrt haben und letztlich in die „Rechts-Route“ einbiegen, rast die Zeit bereits. Wir floaten über die einspurige Piste, bis wir plötzlich vor einer nicht in die Karte einzeichneten Gabelung im Softsand stehen. Scheiße, erstmal zurücksetzen und raus aus dem weichen Untergrund. Die Strecke geradeaus ist definitiv nicht fahrbar, nach rechts nicht sichtbar. Die Zeit? Eigentlich schon viel zu spät. Die Option? Steckenbleiben und eine Nacht im Auto schlafen. Auf keinen Fall! Nicht heute, wo wir endlich mal ein richtiges Bett haben – und Halbpension mit einem 3-Gänge-Dinner-Menü. Wir drehen also um und machen uns auf den Rückweg. Sicher ist sicher!
A little Luxury…
Wie schön es ist, heute anzukommen, den Sonnenuntergang auf unserem Balkon mit dem restlichen Schampus zu begießen, eine richtige Dusche zu haben (und gefühlt seit Langem zum ersten Mal auch wieder saubere Füße!). Zur Feier des Tages finden heute sogar meine Mascara und mein Lippenstift Einsatz! Ich fühle mich, als hätte mich gerade zu einem Opernball herausgeputzt, auch wenn wir noch nie auf einem Opernball waren. Beim Dinner sind wir ein bisschen enttäuscht, das Essen ist okay, aber nicht besonders; unsere Medium-Steaks sind fast rare und ich kann es kaum essen. Der Service ist im Vergleich zur Hakusembe Lodge leider auch nicht so toll, die Kellner scheinen leicht überfordert. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Der Sonnenuntergang tut sein übriges für unser Wohlgefühl. Glücklich, satt und sauber kuscheln wir uns mit dem Grunzen der Hippos in der Ferne in unser Himmelbett. Wir waren ja fast ein bisschen enttäuscht, dass wir heute noch keins gesehen haben, zumal wir bei Ankunft einen Hinweis im Zimmer hatten, dass derzeit ein Nilpferd-Jungtier rund um die Lodge grasen soll.
Tag 15: Safari-Time: Buffalo Core Park & Mahango die zweite
Nachdem wir uns heute die Wampe am Frühstücksbüffet mit frisch zubereiteten Eiern vollgeschlagen haben, brechen wir auf zu unserem gebuchten Game-Drive in den Buffalo Core Area Park. Eric unser Guide und wir sind die einzigen Teilnehmer – wow, das ist ja grandios! Eine ganz private Safari-Fahrt mit Guide hatten wir auch noch nie.
Der Buffalo Park ist sehr verwinkelt und verwirrend. Darum und weil die Strecken definitiv etwas mehr an Abenteuer- und Offroad-Erfahrung erfordern, empfehlen wir, diesen Park nicht auf eigene Faust zu erkunden. Die Nebenstraßen, die zu den wirklich interessanten Punkten führen, sind definitiv 4×4-erforderlich. Um die am Anfang des Parks liegenden Ruinen kann man zwar noch relativ stabil fahren, aber die Straßen gehen direkt durch den Busch und bieten wenig Orientierung. Moment mal, Ruinen im Safari Nationalpark? Ja, richtig! Eric erklärt uns, dass dieses Gebiet noch gar nicht allzu lange her militärisches Sperrgebiet der Südafrikaner war. Hier haben sich während der Bürgerkriege Flüchtlinge aus Angola versteckt, die von der südafrikanischen Armee gefunden wurden und später aus Dank dort zum Militär gegangen sind. Wir staunen über die jüngste namibische Geschichte und auch darüber, dass es hier drin richtige Steinhäuser gab, während die Bevölkerung ein paar Kilometer weiter noch immer in Lehmhütten haust. Tierreich ist unser Game-Drive leider nicht, obwohl wir unseren Guide für uns haben. Mehr als eine aggressive Elefantenfamilie, vor der wir schleunigst die Biege machen, sehen wir ein paar Büffel (klar, sind schließlich im Buffalo Game Park!), einen Kampfadler mit Beute und viele Warzenschweine. Auf Pumba ist halt Verlass!
Beim Kaffee-Stopp am Flussufer quetschen wir Eric über das Leben hier aus und fragen ihn natürlich auch, ob er schon mal Malaria hatte. Mehrmals! Das sei ganz normal hier und gehöre zum Alltag dazu. Es sei wohl in etwa vergleichbar mit unserer Grippe, meint er, vielleicht etwas stärker. Ja, etwas ist gut… Bisher vertragen wir unsere Tabletten zur Prophylaxe ja Gott sei Dank ganz gut.
Heute Mittag machen wir uns dann nochmal auf und bezwingen den Weg zum Wasserloch im Mahango Game Park, der so schwer gar nicht ist. Diesmal hatte die lustlose Dame an der Registration auch die Muße und hat uns auf die Abzweigung nach rechts hingewiesen. Auf dem Weg kommt uns ein einziges Auto entgegen – und es sind: Alex und Alex, unsere Campingplatz-Nachbarn vom Onguma-Camp. So klein ist die Welt mal wieder… Sie und eine große Herde Baboon-Affen, die das ganze Wasserloch bevölkern, werden auf dieser Route des Parks die einzigen Lebewesen bleiben, die wir heute sichten.
Deshalb fahren wir nochmal auf die andere Seite an den Kavango-River; so wird der Okavango-River hier übrigens genannt. Wieder treffen wir auf die riesige Elefantenherde, die gerade ins Inland davontrampelt. Ein Prachtexemplar steht direkt hinter dem Gestrüpp, links von unserem Auto. Ich behaupte, das ist maximal ein Meter Abstand, Manu wird später behaupten, es waren mindestens drei. Aber ich saß schließlich näher dran… Egal, wie weit, wir sind sehr nah, mittendrin in der Herde und schauen, dass wir schleunigst zurücksetzen und Platz machen für die Riesen. Seit der Begegnung mit der aggressiven Elefantenkuh heute Morgen sind wir lieber etwas vorsichtiger.
Tag 16: Life-changing travel Moments | Besondere Begegnungen beim Village Walk
Nachdem uns heute Nacht das raunende Nilpferd direkt neben unserem Zelt fast vor Schreck aus dem Bett geworfen und für ganz schönes Herzrasen gesorgt hat, konnten wir Gott sei Dank nochmal einschlafen. Nilpferde gehören immerhin zu den für den Menschen gefährlichsten Tiere auf Safari.
Ausgeschlafen starten wir also heute Morgen zum Village Walk, den wir ebenfalls über die Lodge gebucht haben und schon mal vorweg sagen wollen, dass wir diesen unbedingt empfehlen. Dieses Erlebnis gehört mitunter zu den Highlights dieser Reise, aber der Reihe nach… Wir haben uns eigentlich deshalb für diese Tour entschieden, weil wir unbedingt etwas vom Alltag der Menschen in Namibia miterleben wollten und unterwegs so viele Eindrücke gesammelt haben, aber nie richtig eintauchen konnten. Natürlich hält man an der Straße nicht einfach an und fragt, ob man mal das Zuhause eines Menschen anschauen darf; also wir zumindest nicht. Deshalb finden wir diese Tour auch super.
Serafina, eine Angestellte der Shametu-Lodge bringt uns zu Fuß über einen Sandweg in das nahegelegene Dorf Daviva, wo uns eine ältere Dame empfängt. Sie soll uns zeigen, wie man traditionelles Essen zubereitet. Sie empfängt uns freundlich und führt uns hinter den Zaun, wo ihr kleines Lehmhaus und zwei weitere Hütten mit Strohdach stehen. Es ist ordentlich, alles an seinem Platz und der Boden „sauber“ von Ästen usw.
An der offenen Feuerstelle, die sie uns als ihre Küche präsentiert, lodert bereits eine Flamme inmitten verschieden dicker und langer Holzäste, über die sie die Temperatur reguliert. In den kleinen Hütten schlafen die Kinder, wenn sie zu Oma kommen. Gerade haben ihre Enkel aber Schule. Ihr Sohn wohnt mit seiner Familie direkt nebenan, sie zeigt nach draußen. Dort sitzen zwei Männer vor einem Steinhaus und spielen Owela; eine Frau mit ihrem Baby auf dem Arm begrüßt uns. Wir kennen sie irgendwoher. Ist das nicht…? Natürlich! Es ist unsere Kellnerin von gestern Abend. In diesem Moment bin ich wie versteinert. Selbstverständlich weiß man, dass all die Menschen, die in den teuren Lodges arbeiten, hier irgendwo leben. Aber um sich den Luxus und dieses wunderbare Gefühl von Wohlstand nicht zu vermiesen oder ein schlechtes Gewissen zu bekommen, verdrängt man diese Gedanken gerne auch mal. Man möchte all die Armut in so einem Moment ja doch irgendwie nicht wahrhaben, wenn man beim Luxus-Dinner sitzt.
Meine Gedanken werden unterbrochen: Serafina stellt uns Elizabeth vor, sie ist die Enkelin und nennt ihre Großmutter liebevoll Mommy, was hier soviel wie Omi bedeutet, aber eine intensivere Bedeutung bekommt, als Elizabeth erzählt, dass sie bei ihrer Mommy als Waise aufgewachsen ist. Ihre Eltern sind gestorben, als sie noch klein war. Elizabeth ist lustig, offen und hat tierisch viel Lust uns alles zu zeigen. Sie wird für uns übersetzen und kam dafür extra aus Rundu ins Dorf zurück. In der Stadt studiert sie Englisch, Lehrerin will sie werden und nebenher arbeitet sie in den Ferien auch in der Lodge. Im Gegenzug unterstützt Shametu sie bei der Finanzierung ihrer Unterkunft. Win-Win! Sehr dankbar sei sie dafür, denn die Zeiten ändern sich; gerade hier im Dorf. Viele Menschen haben die Chance bekommen, in einer der hier ansässigen Lodges zu arbeiten – auch ohne Erfahrung. Aufmerksam hören wir zu und verstehen nun auch, warum der Service gestern Abend nicht perfekt war. In dem Fall nimmt man das gerne in Kauf und schaut über den ein oder anderen kleinen Fehler mit einem Schmunzeln hinweg. Ich finde, das sollte man unbedingt wissen, wenn man in der Shametu-Lodge übernachtet, weil es einfach ein tolles Konzept ist. Und ich wünsche mir, dass die Menschen diese Chance nicht nur er- sondern auch begreifen und was draus machen. Ein wunderbares Beispiel für Ecotourismus in Namibia.
Ihre Fußnägel sind lackiert und sie trägt Jeans, eigentlich ist Elizabeth eine ganz normale junge Frau, stelle ich fest, während sie und Mommy beginnen, das Essen zu erklären. Vor uns liegen drei große Körbe mit Getreide, welches gemahlen und mit Wasser zu einem Pap-Brei gekocht wird, rote Beeren und Nüsse. Aus den letzteren wird jeweils ein Relish, also eine Art Dip gemacht. Das Öl, das beim Kochen der Nuss-Masse entsteht, wird zudem zum Weiterkochen oder als Hautcreme verwendet.
Das Mörsern der Nüsse und des Getreides ist harte Knochenarbeit und dauert eine gefühlte Ewigkeit; ich kapituliere nach wenigen Versuchen. Ich würde hier verhungern. In rostigen Blechtöpfen wird auf dem Feuer Wasser erhitzt und nach und nach hinzugefügt.
Die Hühner des Hauses fressen sich durch die Körbe und ich frage mich, ob wir das nachher wohl probieren müssen. Wir putzen nicht mal unsere Zähne mit dem Leitungswasser und beim Gedanken daran, grummelt es schon in meinem Bauch. Vorsichtig frage ich, woher sie hier denn ihr Wasser bekommen. „Aus dem Fluss natürlich“, schaut Elizabeth uns bestimmt und selbstverständlich an, so als wäre es das normalste der Welt. „Normalerweise zumindest“, fügt sie hinzu; sie haben das Glück, dass durch die Lodges in der Umgebung, die ihnen teilweise den Zugang zum Fluss versperren, Leitungen hergelegt worden sind. Das Gute daran sei, dass das Wasser sogar purified ist. Puh, ich habe uns schon über der Schüssel gesehen… Wir dürfen am Ende dann tatsächlich probieren und es schmeckt super lecker. Trotzdem ist die Vorstellung für uns abwegig, jeden Tag dreimal dasselbe zu essen.
Ich frage Elizabeth, was sie denn isst, wenn sie in Rundu beim Studieren ist. „Na da haben wir ja auch einen Supermarkt„, ich muss grinsen, weil ich gerade befürchte, dass sie uns das hier nur als Show vorführen und die Realität vielleicht doch etwas anders aussieht, als Elizabeth hinzufügt: „Da gibt es ja das Mehl, damit ich das Getreide nicht extra mahlen muss. Das geht dann viel schneller. Aber essen tue ich natürlich dasselbe. Ist ja klar. Manchmal, wenn genug Geld da ist, kaufen wir auch Fleisch oder tauschen eins unserer Hühner dafür ein. Aber diese drei Grundzutaten kann man sammeln, die gibt es eben immer. Und das ist gut.“ Ja, das ist gut. Wir sind absolut beeindruckt und für uns unvorstellbar, obwohl es doch so einfach ist. Ich bewundere sie, wie selbstverständlich und zufriedenstellend sie uns das erzählt.
Was wohl passieren würde, wenn man diese Menschen einfach auf einen Schlag mit einer Wasser- und Strom-Grundversorgung ausstatten würde? Dieses System, diese Werte und diese Kultur würden in sich zusammenbrechen, sie wüssten wahrscheinlich noch nicht mal, was sie damit anfangen sollten. Welche Geräte sollten sie überhaupt einstecken? Da fällt uns ein, dass aber ja trotzdem jeder ein Handy hat. Wo sie das denn aufladen, wenn der Akku leer geht, fragen wir. „Am Dorf-Transmitter, der steht da hinten und da kann jeder hin und sein Handy laden“, zeigt sie irgendwo in Richtung der anderen Lehmhütten. Wir staunen und staunen. Als das restliche Essen schnell in Tupperdosen gepackt wird, lacht sie: „Omas Essen ist einfach das Beste!“ Ja, das ist wohl überall auf der Welt so. Während wir „die Küche aufräumen“, fragt mich Elizabeth, wie bei uns Hochzeiten organisiert und arrangiert werden und es versetzt mir einen Stich ins Herz: Gar nicht, platzt es aus mir heraus. Wir heiraten aus freiem Willen und vor allem aus Liebe. Vorsichtig frage ich sie, ob sie denn schon verheiratet sei. „Nein“, lächelt sie schüchtern, „Mädchen werden hier direkt nach der Geburt an teils sehr alte Männer versprochen und von deren Familien freigekauft. Aber die Zeiten ändern sich gerade. Ich möchte meinen Mann auch erst heiraten, wenn ich ihn kennengelernt habe, erstmal ein bisschen tanzen und auf Partys gehen. Außerdem kann ich als Frau auch alleine ein Haus bauen.“ Wow, ich bin schwer beeindruckt und auch etwas erleichtert. Das mit dem Haus erzählt uns später auch Serafina, als wir auf dem Rückweg noch ein bisschen durch das Dorf spazieren. Sie baut gerade ein Steinhaus von dem in der Lodge verdienten Geld, 50.000 namibische Dollar kostet das. Umgerechnet ca. so viel, wie wir für unseren Camper an Miete für 17 Tage bezahlen und ich fühle mich irgendwie wieder schäbig. Man kauft einzelne Steine für jeweils 7,50 NAD. Und je nachdem, wie viel Budget zur Verfügung steht, können einzelne Räume geplant werden. Wenn das Geld alle ist, wird anstelle der Steine das verwendet, was gefunden wird: Holz, Wellblech, Sand. Deshalb haben viele Häuser auch nur eine oder zwei Steinwände. Wir sind total überfahren – von dieser Kultur, dieser Einstellung zum Leben und dieser Grundzufriedenheit; damit, mit dem happy zu sein, was man hat. Diese zwei Stunden werden ein Teil dieser Reise werden, die uns am meisten prägen und berühren werden. Denn unser anfängliches Mitleid für diese Menschen in vermeintlicher Armut hat sich gewandelt in pure Bewunderung. Sie sind so viel reicher in ihrer Einstellung zum Leben, eigentlich sollten wir von ihnen lernen – und nicht andersrum.
Wir verabschieden uns von Elizabeth, Mommy und der ganzen Familie mit einer Spende, für die sich sehr herzlich bedanken und Serafina vermache ich meine alten Nike-Turnschuhe, die ihr zwar eine Nummer zu groß sind, die sie aber mit Sicherheit trotzdem tragen wird. Ich sehe es am Funkeln in ihren Augen. Auf dem Rückweg frage ich sie, ob sie nicht auch manchmal ein bisschen sauer ist auf uns reichen Europäer; wie wir hier ankommen und so viel Geld für ein paar Nächte in der Lodge ausgeben, für das sie ein halbes Haus bauen könnte; und wir dann auch noch das halbe Steak zurückgehen lassen. „Nein, warum denn?“, platzt es aus ihr heraus, „nur so habe doch ich die Chance, etwas aus meinem Leben zu machen. Ich hätte mir ohne euch, ohne die Lodge, niemals ein Haus aus Stein leisten können. Das ist doch ganz wunderbar!“
Voller Bewunderung frage ich sie, ob ich sie zum Abschied umarmen darf. Wenn es irgendwann mal Krieg gibt, gehen wir nicht in die Wüste (Anspielung auf das Buch!) – wir kommen nach Daviva, zu Serafina, Elizabeth und Mommy. Mit einem sehr guten Gefühl brechen wir auf und verlassen Shametu in Richtung Caprivi-Streifen.