2,5 Tage im Etosha-Nationalpark! Unsere erste Erfahrung als Safari-Selbstfahrer hat uns direkt umgehauen: Es wird bildgewaltig, actionreich und atemberaubend! In diesem Post geben wir euch die wichtigsten Tipps und lassen einfach Bilder sprechen. Viel Spaß!
Das Wichtigste in Kürze
- Übernachtung:
> 1 Nacht im Taleni Etosha-Village Camp für ca. 30 € pro Nacht (Achtung: Liegt außerhalb des Parks vor dem Andersson Gate)
> 1 Nacht im Halali Camp innerhalb des Parks für ca. 30 € pro Nacht
> 2 Nächte im Onguma Leadwood Camp für ca. 35 € pro Nacht (Achtung: Liegt außerhalb des Parks vor dem Lindequist Gate) - zurückgelegte Strecke:
> ca. 172 km (reine Fahrzeit von Bambatsi bis zum Parkeingang ca. 1:40 Stunden)
> Innerhalb des Parks – viele Kilometer 🙂
Unsere Tipps für eine Selbstfahrer-Safari im Etosha Nationalpark:
- Geduld & Zeit mitbringen – Wasserlochszenen können sich sekundenschnell ändern.
- Man darf erst nach Sonnenauf- und bis Sonnenuntergang im Park sein.
- Verbringt daher mindestens eine Nacht in einem der Camps innerhalb des Parks, um ein Wasserloch auch mal bei Nacht zu sehen.
- Die vorgeschriebenen 60 km/h einhalten, auch wenn manche Bodenwellen bei 70 oder 80 angenehmer zu fahren sind. Man glotzt in die Büsche und schwupps ist da ein Schlagloch. Oder ein Elefant auf der Straße.
- Augen auf im Straßenverkehr! Der Begriff Zebrastreifen bekommt in Namibia eine ganz eigene Bedeutung, Elefanten kreuzen die Straße, Tiere sind generell gut getarnt und manchmal echt schwer zu erkennen.
- Auch auf und unter Bäume und Gebüsche schauen. Dort verbringen die Raubkatzen den Großteil des heißen Tages im Schatten.
- Überlegt euch am Morgen eine grobe Route und nehmt euch nicht zu viel vor. Plant Zeit ein, um bei Sichtungen auch mal ein paar Minuten mehr stehen bleiben zu können.
- Habt genügend Snacks und vor allem Getränke griffbereit im Auto. Man kann leider nicht immer mal wieder „kurz“ aussteigen, um was aus dem Kofferraum zu holen.
- Entsprechend auch Pinkelpausen rechtzeitig einplanen, hier gibt’s nicht alle paar Kilometer einen gesicherten Rastplatz.
- Kauft euch eine Karte mit der Übersicht über alle Straßen, Wasserlöcher und inklusive bildhafter Auflistung aller Tiere. Die war Gold wert!
Tag 9: Safari-Time – ab in den Etosha Nationalpark
So heiß es beim Einschlafen war, umso kälter ist diese Nacht hier im Bambatsi-Camp. Ich bin froh, als um 5:45 Uhr der Wecker klingelt und es nicht mehr lange dauert, bis endlich die wärmende Sonne zurückkommt. In knapp einer Stunde sind wir abfahrtbereit, neuer Rekord. Wir werden immer besser und deshalb kurz nach 7 nur noch von einer frühstückenden Giraffe auf dem Weg aufgehalten. In Outjo wird unser Tank nochmal vollgemacht, denn der nächste Stopp heißt …Achtung Trommelwirbel… Etosha Nationalpark!
Am Andersson Gate tragen wir uns in die Besucherliste ein, bezahlen müssen wir die Permit erst in knapp 20 Kilometern, im Okaukuejo-Camp. Wir stoppen schon auf dem Weg dorthin mehrfach, um die ersten Antilopen und Elefanten am Straßenrand abzulichten. Wow, was für ein Empfang! Wir sind bereits völlig euphorisch. Als wir die Gebühr bezahlen, lassen wir uns auf der Karte zeigen, welche Wasserlöcher im Westen des Parks, den wir heute abfahren wollen, überhaupt Wasser haben. Denn ohne Wasser keine große Wahrscheinlichkeit auf Tiersichtungen. Wir starten direkt mit dem hier im Camp und werden mit einer überwältigenden Szene überrascht. Was wir an diesem Tag alles erleben? Heute lassen wir wirklich Bilder sprechen, sie werden euch hoffentlich genauso sprachlos machen wie uns.
Wir übernachten im Taleni Village, 1,5 km vor dem Andersson Gate außerhalb des Parks, ein sehr schöner Campground, dessen Lodgebereich wir mitbenutzen dürfen. Nachdem wir auf unserer Campsite von einer Kudu-Familie und einem kleinen, seltenen Dik-Dik begrüßt wurden, hängen
wir den restlichen Nachmittag bei gratis Kaffee und Tee am Pool ab, bevor wir uns beim Dinner-Büffet noch die Wampe vollschlagen. Schade eigentlich, die Campsite wäre auch richtig schön gewesen.
Tag 10: Von Okaukuejo bis Halali
Mit den ersten Sonnenstrahlen sitzen wir heute direkt im Auto auf dem Weg zum Etosha-Park. Hier wollen wir keine Zeit verlieren, denn die Wildtiere sind nur am frühen Morgen zu sichten. Für unseren Camper Hilde ist es wohl noch zu früh, denn bei der Ausfahrt aus dem Campground fällt mir das gesamte Handschuhfach in den Schoß. Mensch, Hilde, lass uns jetzt bloß nicht im Stich! Heute fahren wir bis nach Halali und klappern die Wasserlöcher unterwegs ab. Wieder erwarten uns viele kleine und große Überraschungen und Abenteuer, bis wir am Nachmittag unsere Campsite beziehen. Schaut selbst:
Als wir nachmittags am Halali Campground ankommen, sind wir völlig erschöpft. Es ist heiß, wir schwitzen, der Pool ist überfüllt und überhaupt nervt mich heute dieses Camping-Chaos mit dem großen schwarzen Loch in unserem Alukasten. Ich fange an, zu nörgeln. Manu erkennt den Ernst der Lage schnell und beschließt Spagetti zu kochen, nachdem wir uns wieder den ganzen Tag nur von Keksen und ungesundem Knabberzeug ernährt haben, was eben im Fahrerraum ohne Aussteigen erreichbar war. Zu allem Überfluss fressen freche Vögel unsere für morgen vorgekochten restlichen Spagetti aus der Tupperschüssel heraus, während wir abspülen. Aber darüber können wir schon wieder lachen. Was Hunger alles so anstellen kann, vor allem mit mir…
Wir beschließen, nochmal loszufahren, in der Hoffnung, dass die beiden Löwen am Rietfontein Waterhole erstens noch da und zweitens aktiver sind und tatsächlich haben wir Glück: Denn die beiden liefern einen kurzen aber intensiven Löwen-Porno für uns ab. Ich frage Manu, ob er glaubt, dass sie das aus Liebe, Spaß oder Langeweile tun. Keine Ahnung… Aber sie tun es mehrmals hintereinander. Dass wir sie beobachten, stört sie nicht.
In der Ferne sehen wir noch einen männlichen Löwen näherkommen. Er wirkt verwirrt, schwach, verletzt oder betrunken und lässt sich mit einem unkoordinierten Plumps neben das Wasserloch fallen. Wir würden ja zu gern beobachten, was da jetzt noch passiert. Aber leider müssen wir aufbrechen, die Sonne verschwindet hinter den Bäumen und es wird Zeit, dass wir zurück am Campground sind, bevor das Tor für die Nacht geschlossen wird.
Am Wasserloch am Halali Campground beglückt uns heute im Nachtlicht nicht nur ein herrlicher Elefant, der gefühlt eine Stunde lang trinkt und badet, sondern auch eine Hyäne und endlich -Achtung Trommelwirbel- das langersehnte Nashorn! In diesem Moment fällt der ganze Stress des heutigen Tages ab. Es ist dieser Moment, wenn ein langersehnter Wunsch in Erfüllung geht. Unbezahlbar!
Tag 11: Von Halali bis Namutoni & die Spezies „Camper“
Den heutigen Tag lassen wir relaxt angehen. Nach meinem gestrigen, kurzen Ausraster haben wir festgestellt, dass wir vielleicht nicht unbedingt zu den Menschen gehören, die wirklich jeden Morgen auf Ach und Krach super schnell loskommen müssen. Das geht mal, aber nicht immer. Denn richtig schnell sind wir selten gewesen, stattdessen aber das ein oder andere Mal (z.B. gestern) gestresst. Und während wir heute bei unserem gemütlichen und ausführlichen Frühstück frisch geduscht vor dem Camper sitzen, beobachten wir genau das: Es gibt Menschen, die sind schneller wieder weg als angekommen. So die vier Jungs gegenüber, die gestern Abend in der Nacht ihre beiden Dachzelte aufgebaut haben, heute keine Spur mehr von ihnen, als wir aufstehen (und das ist eigentlich nicht wirklich viel später als sonst!). Oder das Pärchen in ihrem Wohnmobil nebenan, die gestern bereits eingerichtet waren und gemütlich kochten, als wir unsere Hilde geparkt haben, und ebenfalls gerade frühstücken. Sie winken zu uns rüber, so als wollten sie sagen: Wir machen das schon richtig! Recht haben sie. Man sollte einfach tun, was einem das Herz sagt. Denn als wir realisieren, was wir die letzten beiden Tage alles gesehen und erlebt haben, haut es uns gedanklich um; und das meiste davon fand tatsächlich nicht am frühen Morgen statt… Völlig tiefenentspannt starten wir nun in den letzten Tag unseres Etosha-Abenteuers. Für heute haben wir uns den restlichen Ost-Teil vorgenommen, bevor wir am späten Nachmittag den Etosha-Park durch das Lindequist Gate endgültig verlassen.
Wusstet ihr übrigens, dass man weibliche Giraffen an den schwarzen Haaren auf den kleinen Hörnern erkennt? Und am helleren Fell. Männchen hingegen sind dunkler. Na, was haben wir da wohl für Exemplare?
Kurz bevor wir den Onguma Leadwood Campground erreichen, ziehen dicke fette Wolken auf, die sich mitsamt eines fetten Gewittersturms heute Abend voll entladen. Gut, dass wir uns im letzten Moment doch noch für das gebuchte Dinner in der Lodge entschieden haben und -zumindest für die Zeit während des Essens- ein festes Dach über dem Kopf haben. Beim heutigen Thunder-Downer, dem gewittrigen Pendant zum Sundownder (Manus Erfindung wohlbemerkt!) lernen wir Dirk und Angela aus Hamburg kennen und versumpfen bei gegenseitigen Reiseberichten. Als wir irgendwann die letzten Gäste sind und es immer noch regnet, kommt in Angela das Mutter-Gen durch: „Ich würde euch ja mitnehmen in unseren Bungalow, aber der ist wirklich mini klein. Fragt doch hier, ob ihr auf der Couch hier in der Bar schlafen dürft.“ Hach, herrlich, stellt euch mal vor, ihr bucht euch für viel Geld in eine noble Lodge ein, kommt am nächsten Morgen zum Frühstück und dann liegen da zwei versiffte Camper und schlafen. Leider haben wir keine Kontaktdaten ausgetauscht und ich hoffe, dass Dirk und Angela das irgendwann lesen. Wir wollten ihnen nämlich gerne noch sagen, dass wir mit dem letzten (wenn auch kaputten) Schirm der Lodge im strömenden Gewitterregen zurück zum Camper gerannt sind und es irgendwann einfach aufgehört hat und wir super gut geschlafen haben.
Tag 12: Luxus-Camper-Life
Was machen wir denn heute? Nichts! Ja, richtig gelesen. Nach den gewaltigen Eindrücken der letzten Tage entscheiden wir uns, heute einen Fauli-Tag einzulegen. Die Game-Drives der Lodge sind alle ausgebucht und wir betrachten das jetzt einfach mal als Zeichen. Wir hatten während der gesamten Reise bisher nicht einmal den Luxus, morgens nicht alles einpacken und schnell losfahren zu müssen. Hier geht’s, weil wir das Auto heute nicht benötigen. Außerdem: der Regen hat sich verzogen, die Sonne ist zurück. Nach einem gemütlichen Frühstück ist deshalb Waschtag: für uns und unsere Wäsche. Und dann geht’s für uns an den schönen Pool der Lodge, den wir auch hier gratis mitbenutzen dürfen und nur mit Pumba am Wasserloch und dem Gärtner teilen müssen. Alle anderen Gäste sind abgereist oder auf Safari. Man, ist das herrlich! Wir hatten ganz vergessen, wie gut es ist, einfach mal nichts zu tun und müssen darauf direkt mit einem Wein und Bier anstoßen.
Zum Dinner macht Mann(u) mal wieder Feuer; heute gibt es Stockbrot nach Opas Rezept, Kartoffeln und die restlichen Würstchen. Wir starten bereits in die erste Resteverwertung – der letzte Tag bei unserer ersten Camper-Rundreise durch Kanada und der volle Wohnmobil-Kühlschrank will uns eine Lehre bleiben.
Zum Abschluss diesen Tages setzen wir uns nochmal in die Lodge-Bar ans nächtliche Wasserloch, wo wir außer zwei älteren schwäbischen Männern aber leider keine Lebewesen mehr sichten. Macht aber nichts. Wir sind nämlich dankbar und völlig zufrieden mit unseren 2,5 Tagen Selbstfahrer-Safari und dem, was der Etosha-Park uns geboten hat.