Startet mit uns in unsere 3,5-wöchige Rundreise durch Afrika. Über unsere etwas unschöne Direktflug-Erfahrung mit Condor, über unsere Tipps für einen Tag in Namibias Hauptstadt Windhoek und darüber, warum wir viel mehr Gutes in der Welt tun sollten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Flug
> Direktflug mit Condor von Frankfurt nach Windhoek (Flugdauer ca. 10 Stunden) - Übernachtung:
> Windhoek Gardens Guesthouse für ca. 80 € - Things-to-do:
> Die Independence Avenue entlang schlendern
> Township-Tour nach Katatura und ein lokales Projekt unterstützen
> Essen und Staunen bei Joe’s Beerhouse - Nice-to-know:
> Niemals bei Condor die Sitzplätze in Reihe 13 akzeptieren. Lest unten, warum! Wir verraten nur so viel: Es liegt nicht an der (Unglücks-) Zahl!
Tag -1: Miri, Miri – wohin geht ihr eigentlich?
Wir schreiben den 30. Oktober und nach diesem grandiosen Spätsommerherbst macht es uns Deutschland heute echt leicht: Bei 5 Grad und Schneeregen steigt die Vorfreude auf diese lang ersehnte und geplante Herzensreise nach Afrika ins Unermessliche. Today’s the day! Wir fliegen nach Namibia. Als ich mich am Morgen noch von meiner Oma verabschieden und Opas Fernglas abluchsen will, springt mir meine kleine 7-jährige Cousine Sanja entgegen: „Miri, Miri, wohin genau geht ihr eigentlich?“ Wir kramen Opas alten Weltatlas aus, ich will der Kleinen auf der Karte unsere Route zeigen und tippe mit dem Zeigefinger auf Windhoek. „Aber da ist nicht Namibia, Miri, hier steht Südwestafrika!“ Hui, die Karte hat wohl schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Ich verpasse Sanja eine Turbo-Einführung in die Geschichte, Politik und Geographie von Südwestafrika und wie daraus Namibia wurde, aber irgendwie findet sie es spannender mit ihrer Kinderkamera noch ein paar Selfies von uns zu schießen. Naja, ich kann es ihr nicht verübeln und am Ende bin ich mir auch gar nicht mehr so sicher, ob das, was ich ihr da auf die Schnelle erzählt hab, überhaupt stimmt. Ich nehme mir fest vor, im Flieger nochmal im Reiseführer nachzulesen….
Mit ein paar Minuten Verspätung kommen wir dann drei Stunden später per ICE von Stuttgart aus fast pünktlich am Frankfurter Flughafen an. Erstmal Gepäck aufgeben und einchecken. Das haben wir ausnahmsweise dieses Mal noch nicht gemacht (aber dazu später mehr!). Am Check-In Schalter lassen wir unseren ganzen Charme spielen, denn angeblich sei die Maschine gut ausgebucht und wir hoffen natürlich, dass wir überhaupt noch nebeneinander sitzen können. Der nette Herr vom Bodenpersonal grinst uns an, während er unsere Reisepässe begutachtet: „Mir Schwoba müsset ja zamma halta! Ich hab euch noch zwei wunderbare Sitzplätze nebeneinander, am Fenster und relativ weit vorne im Flieger.“ Schade, dass der Schwaben-Bonus nicht gleich für ein Upgrade gereicht hat, aber wir wollen uns ja nicht beschweren.
Als wir knapp zwei Stunden später boarden, kommt die Ernüchterung. Warum?
Mit Condor nach Namibia fliegen – ein ernüchterndes Erlebnis
Zunächst mal muss man sagen, dass wir uns bewusst für diesen Flug entschieden haben, weil er -und das muss man der Airline natürlich positiv anrechnen- einfach preislich sehr interessant war und noch dazu ein Direktflug von Frankfurt nach Windhoek!
Leider spiegelt sich dieser Preis auch in der Ausstattung und in den Leistungen wider: Warum wir im Voraus noch nicht eingecheckt hatten, lag letztlich daran, dass wir es nicht eingesehen haben, pro ausgewähltem Sitzplatz zusätzlich 30 Euro zu bezahlen. Schwäbischer Geiz und so. Der Flug selbst? So wenig Beinfreiheit (Economy-Class) hatten wir auf Langstreckenflügen selten (oder noch nie!?) und entsprechend war der Flug ziemlich unbequem. Dass das Entertainment-Programm nur zwei Filme inklusive hat und man für alles weitere bezahlen muss, finden wir dann schon fast dreist bei einer Flugdauer von zehn Stunden. Condor – das Ryanair für Langstreckenflüge? Wir haben nur darauf gewartet, dass uns Lottery-Lose verkauft werden oder Toiletten-Benutzungsgebühren eingesammelt werden. Die Krönung zu diesen vielen Kleinigkeiten sind dann aber wohl unsere Plätze in Reihe 13. Während wir kurz vor dem Boarding am Gate noch Witze darüber machten, dass es ja schon sehr ungewöhnlich sei, dass es überhaupt eine Reihe 13 im Flugzeug gibt, vergeht uns das Lachen spätestens, als die beiden vor uns in Reihe 12 (denn ja, Reihe 13 gibt es wirklich!) ihre Sitze zum Schlafen nach hinten klappen. Weil direkt hinter uns der Notausgang ist, sind unsere beiden Sitze nicht verstellbar, keinen Millimeter, mit der Vorderreihe direkt im Schoß. Für einen Nachtflug! Herzlichen Glückwunsch! In eingequetschter Aufrechtposition kein Schlaf in Sicht und dann diese nicht vorhandene Filmauswahl. Das werden ja herrliche 10 Stunden. Fairerweise muss man natürlich sagen, dass dieser Aspekt ziemlich viel Einfluss auf den (fehlenden!) Komfort dieses Fluges hatte. Am allermeisten hat uns aber dieser scheinheilige Kommentar des Condor-Mitarbeiters beim Check-In aufgeregt, der uns weismachen wollte, dass wir besonders gute Plätze bekommen haben. Wir werden also beim nächsten Mal lieber gleich ein paar Euro mehr in die Hand nehmen und eine andere Airline wählen.
Tag 1: Guten Morgen, Windhoek! Nice to meet you.
Das Gute an einem verkackten Hinflug ist ja, dass der Schlafentzug und die Rückenschmerzen mit der Landung plötzlich verschwinden und Euphorie und die Vorfreude auf den Trip überwiegen. Windhoek empfängt uns an diesem Morgen mit blauem Himmel, Sonnenschein und sommerlichen 22 Grad, und das um 7 Uhr! Guten Morgen, Namibia! Wir sind da, es kann losgehen! Die Grenzkontrolle an diesem eeecht kleinen Flughafen (wow, ist das nicht die Hauptstadt hier?) bremst uns ein bisschen aus, dauert eine gefühlte Ewigkeit. Willkommen in Afrika! Hier laufen die Uhren einfach langsamer. Aber es ist okay, wir haben schließlich den ganzen Tag Zeit und wir sollten und wollen uns auch gleich der afrikanischen Leichtigkeit hingeben. No worries, no hurries! Unser, von der Mietwagen-Firma angekündigter Abholdienst steht zuverlässig mit einem kleinen Schild in der Ausgangshalle und nimmt uns in Empfang. Während wir noch auf vier weitere Mitfahrer warten, versorgen wir uns am ATM erstmal mit Bargeld. Wir haben bewusst kein Geld in Deutschland getauscht, sondern für eine geringe Gebühr (Miri bezahlt nur 1 €) mit der Kreditkarte vor Ort abgehoben, weil es günstiger ist. Unser Guesthouse, das wir nach gut einer Stunde erreichen, ist sehr gepflegt, stylisch und „welcoming“. Wir fühlen uns gleich pudelwohl und innerhalb weniger Minuten sind wir auch schon mit Sack und Pack in alle Ecken unseres Zimmers eingezogen. Es ist mir ja immer ein Rätsel, wie wir das hinbekommen, aber wenn wir in einem fremden Zimmer übernachten, sieht es nach kürzester Zeit aus wie bei Hempels unter dem Sofa. Aber egal, aufräumen können wir zuhause wieder; und morgen ziehen wir ja wieder aus. Jetzt aber geht’s erstmal direkt los in die Stadt. Die touristische Hauptschlagader Independence Avenue liegt nicht weit entfernt und wir fragen an der Rezeption, ob es denn sicher sei, zu Fuß hinzulaufen. „Well, you’d better leave all your valuables, money, credit cards and passports here, otherwise we’d have to buy you a ticket for your flight back home.“ Mein entsetzter Blick muss unbezahlbar doof gewesen sein, denn die Rezeptionistin lacht sich fast schlapp. Natürlich ist es hier sicher, Namibia ist ja immerhin das sicherste afrikanische Reiseland. Und humorvoll sind sie scheinbar auch, die Namibier. Der Planet sticht und wir bahnen uns unseren Weg zu den wenigen, ganz netten Sehenswürdigkeiten, auf den Spuren der deutschen Kolonialzeit und der afrikanischen Handwerkskunst. Jetzt können wir nachvollziehen, warum viele Reiseberichte raten, Windhoek ganz auszulassen. Wirklich lohnenswert finden wir die Stadt ehrlich gesagt auch nicht. Für einen Ankunftstag kann man die Zeit aber schon ganz gut überbrücken und erstmal ankommen.
Zu Besuch im Township beim Hilfsprojekt Ombili Kindergarten
Pünktlich um 13.30 Uhr treffen wir uns an der Christuskirche mit Anita, einer deutschen Wahl-Namibierin, mit der wir einen Besuch des Ombili-Kindergartens im Township Katatura ausgemacht hatten. Auf dieses Hilfsprojekt wurde Manu schon vor längerer Zeit auf Facebook in einer Namibia-Gruppe aufmerksam und zu meinem Geburtstag Mitte Oktober habe ich eine private Spendenaktion dazu gestartet. Mit sagenhaften 400 Euro und ein paar Kleinigkeiten für die Kinder wollen wir dort die Welt ein kleines bisschen besser machen und sind schon ziemlich gespannt, ob wir uns persönlich auch ein so gutes Bild machen können. Im schwarzen Range Rover chauffiert uns Anita durch die Stadt. Die ersten Wellblechhütten erscheinen auf der Bildfläche und entfachen ein beklemmendes Drücken in meiner Brust. Es ist einfach unvorstellbar, wie die Menschen hier hausen, inmitten von Müll und irgendwelchen Blech-, Holz- und Stoffmaterialien, aus denen sie ihr Zuhause zusammenpuzzeln; in den meisten Fällen ohne Wasser, ohne Strom. Umso beeidruckender ist der Ombili-Kindergarten, den Anna und ihr Mann vor nicht einmal vier Jahren unter dem Baum ihrer eigenen Hütte errichtet bzw. begonnen haben. Wo damals nur ein selbstgemaltes Schild am Baumstamm darauf hingewiesen hat, dass hier Kinder liebevoll betreut werden, stehen heute mehrere Klassenräume mit Lern- und Spielsachen für Kinder im Alter zwischen drei Wochen (ja, echt!) und sechs Jahren. Es gibt sanitären Anlagen und einen kleinen Spielplatz. Ein Zaun soll das schützen, was Anna aus eigener Kraft und natürlich auch mit den Spenden hier geschaffen hat. Es ist beeindruckend, weil Anna eine sehr bescheidene und zurückhaltende Frau ist. Dass sie so viel Engagement zeigt, ist absolut bewundernswert. Gerade ist Mittagschlaf-Zeit und die meisten Kinder befinden sich im Schlummerland. Sie liegen auf Decken auf dem Boden.
Ein paar kleine Wirbelwinde sind aber wach und sehr interessiert an uns. Vor allem der kleine Dandan hat einen ganz besonderen Narren an Manu gefressen und weicht ihm nicht mehr von der Pelle. Dandan bedeutet „Gewinner“, reden möchte er nicht mit uns, aber sich an Manus Oberschenkel klammern.
Ein kleines, wunderschönes Mädchen, dessen Namen wir uns leider nicht merken konnten, strahlt bis über beide Ohren und läuft mit seinen ersten Schritten direkt auf mich zu und fällt mir stolz lachend in die Arme. Ich schmelze dahin! Wie viel Lebensfreude in diesem Kindergarten steckt, ist unbeschreiblich. Mit unserer Spende soll die Solaranlage auf dem Dach in Angriff genommen werden und ich bin auch ein bisschen stolz, dass wir mit dieser Aktion nicht nur etwas Gutes tun, sondern eine starke Frau mit Hilfe zur Selbsthilfe nachhaltig und sinnvoll unterstützen und damit nicht nur ihr, sondern diesen vielen Kindern und ihren Familien helfen können. Das beklemmende Gefühl in meiner Brust ist verschwunden, stattdessen erfüllt mich Hoffnung und Bewunderung. Dafür, was hier schon alles erreicht wurde und dafür, was hier noch alles möglich ist! Und ich glaube fest daran, dass sie einen wunderbaren Weg gehen werden.
Anita fährt uns im Anschluss zurück in die Stadt, bei Joe’s Beerhouse, mittlerweile eine Institution in Windhoek, gönnen wir uns in lustiger, uriger Atmosphäre zwischen Barhockern aus Kloschüsseln und vielen leeren Jägermeisterflaschen eine Probierplatte mit Kudu, Oryx und Springbock und sind schon wieder Feuer und Flamme für diese unglaublich gute Kulinarik in Afrika.
Unser bestellter Taxifahrer macht mit uns im Anschluss noch den Schlenker zur Heinitzburg, von wo aus man eine gute Aussicht auf die Stadt hat, leider auch wenig spektakulär.
Bei einem Sundowner im Rooftop-Car unseres Guesthouses lassen wir den Tag ausklingen und den ersten Afrika-Sonnenuntergang und die vielen Eindrücke und Erlebnisse diesen Tages auf uns sacken. Hach, unsere Vorfreude hat nicht zuviel versprochen.