Vier Tage Budapest

Ein Geheimtipp ist Budapest schon lange nicht mehr. Aber eigentlich… doch, irgendwie schon. Warum? Weil diese Stadt etwas ganz Besonderes ist; und zu Unrecht völlig unterbewertet. Darüber, warum sich Buda-LOVIN-Pest aber sowas von lohnt und warum jeder mal ein Bruder-Schwester-Wochenende machen sollte. Enjoy reading!

South Africa goes Budapest

Was die ungarische Hauptstadt mit Südafrika zu tun hat? Eine ganze Menge. Es passt nicht nur deshalb gut, weil wir bei unserem Besuch in Budapest zwei ganz herzliche Südafrikaner kennengelernt haben, mit denen wir die Nacht durchgefeiert haben, als wären wir alte Schulfreunde; sondern auch wegen folgendem Spruch: „Südafrika – die ganze Welt in einem Land“. So ähnlich ist es mit Budapest. Die ganze Welt der Städtetrips – vereint in einer Stadt: Budapest ist Kultur, Tradition, Geschichte, alte Prachtvillen neben neuen, rasant aufgezogenen Einkaufszentren. Budapest ist alternativ und „hipster“, aber auch modern und stylisch und an der nächsten Ecke wieder ganz ursprünglich und verrucht. Für Shopping-Queens finden sich alle großen Marken, von Luxus bis Mainstream, in wunderschönen Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen, und in den Seitenstraßen verstecken sich kleine Designerläden und Galerien, wo aufstrebende Designer und Künstler ihre Werke in Popup-Stores verkaufen. Budapest ist deftiges ungarisches Essen, vegane Restaurants und Streetfood, und punktet mit einer Vielzahl an außergewöhnlichen und mit Leben und Charakter gefüllten Bars und Cafés, zu günstigen und fairen Preisen. Budapest hat mit der Donaupromenade das Flair einer Metropole am Wasser (ich liebe sie grundsätzlich ja alle!) und die mächtigen Alpen im Hintergrund. Das Budapester Zentrum und die wichtigen Sehenswürdigkeiten lassen sich komplett zu Fuß erkunden. Und das Beste: Trotz seiner Größe und rund 1,7 Millionen Einwohner strahlen die Stadt und seine Einwohner eine Ruhe, herzliche Freundlichkeit und Gelassenheit aus, die einen Urlaub dort ganz besonders machen. Ich könnte ewig so weitermachen. I just fucking Buda-Lovin-Pest!

Budapest
Budapest – Kurztrip-Juwel an der Donau

Sleep & eat & drink

Probieren geht über Studieren! Bevor wir euch mit unseren persönlichen Tipps versorgen, möchten wir vorab erwähnen, dass wir grundsätzlich kein Fan solcher Empfehlungen oder gar Top-Listen in Blogbeiträgen sind. Denn auch die meisten Travelblogger verbringen nur eine kurze Zeit in einer Stadt. Nur weil ich vier Tage lang in Budapest war, bin ich noch lange keine Gastronomie-Expertin vor Ort oder wage es mir anzumaßen, das beste Gulasch der Stadt ausfindig gemacht zu haben. Die folgenden Empfehlungen sind zwar also wenige, aber dafür alle selbst getestet.

Übernachtung:

Wir haben im Friends Hostel gewohnt. Weil wir, das sind übrigens mein kleiner Bruder Simon und ich) beide Backpacker-erprobt sind, Preis-Leistung unschlagbar war und ich mir (und meinem Bruder) doch irgendwie beweisen musste, dass ich mit 30 immer noch in der Lage bin, im Stockbett zu schlafen, haben wir uns hierfür entschieden. Na gut, ich gebe zu und wegen des Arguments, dass es „not a party hostel but a quiet place“ sei. Die Lage ist perfekt, wir haben von hier aus vier Tage lang alles zu Fuß erreicht (außer den Flughafen natürlich). Das Hostel besteht aus diversen umgebauten Wohnungen, die sich verteilt in einem großen typischen Altstadt-Wohnhaus mit Innenhof befinden, was eine tolle Atmosphäre zaubert. Man fühlt sich gleich heimelig und geborgen. Insgesamt war es modern ausgestattet, sehr gepflegt und sauber. Würde ich nochmal wiederkommen, empfehle ich aber statt das Budget-Zweibettzimmer zu buchen lieber ein bisschen mehr Geld in die Hand und ein Zimmer oder Apartment mit eigenem Bad zu nehmen. Denn Budget bedeutet in diesem Fall nicht nur sehr klein (zu klein für richtiges, großes Gepäck – wir hatten nur Handgepäck!), sondern ein Zimmer im magischen Lärmdreieck: direkt an der Eingangstür, an der Küche und gegenüber von einem der beiden Gemeinschaftsbäder. Typisch Altbau ist die Wohnung leider sehr hellhörig, sodass wir entsprechend oft geweckt wurden. Leider gibt es auch nicht den klassischen Aufenthaltsbereich, nur eine kleine Küche mit Barhockern. Wer auf Austausch mit anderen Travellern und die typische Hostelatmosphäre aus ist, ist hier also fehl am Platz.

Restaurants:

  • Unser Favorit für ungarische Hausmannskost: das Hungarikum Bisztro. Typisch, urig und familiär. Die Kellnerinnen waren freundlich und kommunikativ und verhalfen uns auf sympathische Art zu unseren ersten Wörtern ungarisch. Sie – und der leckere Rotwein. Unschlagbar waren auch der Langos als Vorspeise, ganz klassisches Gulasch und der Gruß aus der Küche mit der scharfen Paprika-Paste.
  • Grandiose Burger in coolem Industrial Chic kriegt ihr bei Tuning Burger. Die Jungs lieben ihren Job! Das merkt man schon am Menü. Denn die Karte gibt ein bisschen mehr und Ausgefalleneres her als nur Cheeseburger, die Portionen sind groß, die Craft Beer auf der Karte passen perfekt zum Essen und der Clue des Ladens: auf einer Leinwand kann man einen Live-Blick auf den Grill werfen, wo gerade mit Liebe und Leidenschaft die leckeren Burger gezaubert werden.
  • Local fast food mit Coolness-Faktor. Wenn es schnell gehen muss, grillen auch die Jungs von Zing (ursprünglich nur als Streetfood-Truck gestartet) in mehreren Filialen schnell leckere Burger.
  • Karavan – der fest etablierte, sehr gepflegte Streetfood-Markt direkt neben der Abrissbar Szimpla Kert ist mit einer tollen Auswahl an klassischem ungarischen Essen und modernen Specials eine tolle Alternative zum Restaurant. Ich empfehle: eine Würstchen-Tasche von kolbice – die ungarische Döner-Variante in verschiedenen Ausführungen.
  • Die große Markthalle ist ein Event an sich: zwischen Souvenir-Ständen und Gemüse- und Fleischverkäufern finden sich viele Probiermöglichkeiten. Im oberen Stockwerk bietet sich bei einer riesigen Auswahl an Snacks und deftigen Speisen ein fabelhafter Ausblick auf das bunte Treiben, in dem sich Einheimische mit Touristen vermischen. Wir haben uns einen Langos geholt und gegenüber auf den großen Platz gesetzt und bei Straßenmusik und Sonne lieber dort die Menschen beobachtet.
  • Italienisch geht immer. Und überall auf der Welt! In Budapest besonders gut bei 2 Spaghis mit hausgemachter Pasta. Man wählt zuerst die Nudelsorte, dann eine der angebotenen Soßen. Die Karte ist klein, die Zutaten dafür frisch und alles selbstgemacht. Molto bene!
  • Gelarteria – direkt neben dem Stephansdom gibt es bei Gelarto Rosa auf jeden Fall das hübscheste und für uns auch das beste Eis, das wir probiert haben, in Blumenform. Die Schlange ist lang, aber das Warten auf die Eisblume lohnt sich. A gelato a day…

Bars:

  • Szimpla Kert und Instant Ruin Pub – die beiden Abrissbars sind mittlerweile Kult und aus keinem Reisebericht mehr weg zu denken. Zurecht: ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall und zwar bei Nacht, aber auch bei Tag!
  • Die Gozsdu Udvar– eine kleine Gasse mit ganz vielen kleinen Restaurants und Bars. Auf der Suche nach den 2 Spaghis sind wir auf dieses Ausgeh-Juwel gestoßen, hier reiht sich eine Bar und ein Restaurant an das nächste. Perfekt für alle, die einen schönen Abend mit Restaurantbesuch und Kneipentour machen, aber wenig laufen wollen.
  • For Sale Pub – auch kein Geheimnis mehr, aber trotzdem einen Abstecher wert. Decke und Wände sind mit Notizzetteln von Gästen dekoriert, auf dem Boden liegt Stroh (ja, echt und nein, es werden keine Pornos dort gedreht!) und auf den Tischen stehen riesige Schüsseln mit Erdnüssen, deren Schalen einfach auf den Boden fliegen. Gegessen haben wir nicht, aber alles, was aus der Küche kam, duftete und sah super lecker aus.

Things to do

Was man in Budapest unbedingt getan und gesehen haben sollte:

  • Ein Spaziergang durch das Burgviertel – ganz klassisch und das Top-To-Do eines jeden Reiseführers oder -berichtes. Hier findet ihr einen Großteil der Budapester Sehenswürdigkeiten auf einen Fleck und einen tollen Ausblick auf die Donau und die gegenüberliegende Seite der Stadt. Wer nicht so gut zu Fuß (oder Kondition) ist, muss nicht zwingend lange an der berühmten Seilbahn anstehen, sondern kann -sogar kostenlos- auf der linken Seite des Palastes mit einer Rolltreppe und dann mit Aufzug nach oben fahren.
  • People-Watching an der Donau – In eine der vielen Restaurants an der Donau in der Sonne sitzen und Leute beobachten. Achtung: Hier lauern viele Nobelhotels mit horrenden Preisen. Mein Tipp: im Dubarry gibt’s einen halben Liter Cuba Libre zu einem fairen Preis von umgerechnet nicht mal 5 Euro. Und die Aussicht ist genauso schön wie nebenan.
  • Bei Nacht unbedingt alles vor 0 Uhr anschauen, weil dann im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter ausgehen.
  • Die beste Aussicht? Tagsüber auf den Gellertberg laufen und den Blick von der anderen Seite vom Stephansdom genießen.
  • Eine Kneipentour (es gibt einfach zu viele gute Bars) inklusive mindestens einer Abrissbar. Denn nirgends sonst gibt es dieses Konzept und es macht wirklich Spaß!

Was wir nicht mehr machen würden oder nicht vermisst haben:

  • Mit der ältesten U-Bahn Europas fahren – das kostet zwar nicht die Welt, war aber auch nicht besonders außergewöhnlich. Uns fehlte hier das erwartete Fünkchen Nostalgie.
  • Ganz Budapest an einem Tag abgrasen. Das geht (für alle, die nicht viel Zeit haben), muss aber nicht sein. Denn jedes außerplanmäßige Abbiegen und jede neue Gasse bieten eine neue Überraschung, ein süßes Café, ein außergewöhnlicher Shop, ein prachtvolles Gebäude. Auf jeden Fall sollte man, wenn man kann, einen halben Tag ohne Pläne reservieren und sich einfach treiben lassen; von Bar zu Bar zu Café pilgern und die Atmosphäre der Stadt einsaugen, Menschen beobachten. Herrlich!
  • Eine Bootsfahrt – wir haben keine gemacht. Wir haben ganz Budapest zu Fuß erkundet und alle Sehenswürdigkeiten in Ruhe angeschaut, ohne durch eine verschmierte Scheibe von einem wackelnden Boot runterschauen zu müssen. Uns fehlte daher der Mehrwert einer Fahrt die Donau entlang.
  • Ein Besuch im Thermalbad ist ganz sicher eine tolle Alternative, wenn das Wetter mal nicht mitspielt. Für viele Besucher ist es auch ein Highlight, da Budapest als einzige Großstadt als Kurort anerkannt ist. Wer, wie wir, schöne Thermen aber von zuhause kennt, der sollte die Zeit dort lieber anders investieren.
  • Ein Tourist-Menu essen; Vorspeise, Hauptgang und Dessert für 10 Euro? Klingt vielleicht verlockend, in der Regel sind sie aber völlig überteuert und nicht besonders lecker. Gutes Essen findet sich in Budapest en masse – vor allem abseits der Touristenecken!

 

Party

Budapest hat so ein bisschen den Ruf, eine Partymetropole zu sein. Aber ist es nun ein Mekka für Fußballvereine, Junggesellenabschiede und günstige Saufgelage? Bestimmt bieten die Abrissbars und das üppige Nachtleben die perfekte Basis für Abstürze, aber Budapests Nightlife hat noch sehr viel mehr in petto als sinnloses Besaufen. Stilvolle Bars, schicke Clubs, typische Eckkneipen und verruchte Bars reihen sich gleichmäßig aneinander und die Stimmung ist überall gut und ausgelassen, aber nie niveaulos. Also: Party ja, aber von Ballermann und Co sind wir hier Gott sei Dank noch weit entfernt.

Last but not least: Warum jeder mal ein Geschwister-Wochenende machen sollte

Geschwisterliebe
BroSis in Budapest

Vorneweg mal eins: Mein Bruder und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, wir wohnen auch (wieder) im gleichen Ort und sehen und hören uns regelmäßig. Und uns verbindet nicht nur das gleiche Blut, sondern auch die Liebe zum Reisen. Unser letzter gemeinsamer Trip (abgesehen vom schon fast verjährten All-Inclusive-Urlaub in die Türkei mit Mama und Papa, als er noch im Kindes- und ich gerade so im Jugendalter war) lag neun Jahre zurück. Es war mein Geschenk zu seinem 18. Geburtstag – ein Trip nach Dublin. Da ist es auf jeden Fall etwas Besonderes, nach so vielen Jahren vier Tage lang rund um die Uhr wieder aufeinander zu kleben. Zugegeben, ein bisschen Angst hatte ich schon: würden wir uns ganz „Geschwister-like“ irgendwann auf die Nerven gehen und gegenseitig die Köpfe einschlagen? Hatte er vielleicht ganz andere Interessen auf Reisen als ich? Es liegen immerhin 3,5 Jahre und viele unabhängige, selbst gemachte Travel-Erfahrungen zwischen uns. Und da waren wir nun in Budapest, auf uns beide gestellt und was soll ich sagen? Es war herrlich: wir lachten über alte Geschichten aus der Kindheit, schwelgten in Erinnerungen, erzählten uns von lustigen, emotionalen und auch unschönen Erlebnissen der letzten Jahre. Und dann schufen wir beide neue Erinnerungen, gemeinsame Erinnerungen. Es sind diese Momente, die im Erwachsenenalter viel zu selten und umso wichtiger werden. Als ich nachts nicht schlafen konnte, weil es mir zu laut und vom vielen Rotwein und der riesen Portion Gulasch schlecht war, stand mein kleiner Bruder parat und war in unserem 9 Quadratmeter-Zimmer mit Stockbett glockenwach für mich.

So wie damals, als einer von uns einen Albtraum hatte und wir mitten in der Nacht gemeinsam die Monster unter unserem Bett verscheuchten. ‘Cause family is the strongest bond. Vergesst das nie!

 

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