Es gibt Leute, für die bedeutet Reisen ständig neue Flecken dieser Erde zu erkunden, unterschiedliche Menschen und Kulturen kennenzulernen und sich neuen Erfahrungen zu stellen. Zweimal das gleiche Ziel ansteuern? No way, viel zu langweilig! Und dann gibt es Menschen, die fahren oder fliegen jedes Jahr ins gleiche Land, in die selbe Stadt, ins Stammhotel. Never change a running system. Da weiß man, was man hat und was einen erwartet. Mal woanders hinfahren? Auf keinen Fall.
Und dann sind da solche wie wir. Wir sind beides.
Wir lieben die Vielfalt unserer Erde, unterschiedliche Kulturen und Menschen, fremdes Essen und atemberaubende Landschaften vom Berggipfel bis zum langen Sandstrand. Und wir lieben das Gefühl, etwas Neues, Unbekanntes zu entdecken, zu erforschen – mit diesem Kribbeln im Bauch. Es sind diese aufregenden Momente, nicht zu wissen, was passiert, was uns erwartet. Und es fühlt sich gut an.
Aber es fühlt sich eben auch gut an, anzukommen, heim zu kommen. Und das bedeutet nicht zwingend, in die eigenen vier Wände zurückzukehren. Dieses Zuhause-Gefühl ist ein ganz besonderes, vor allem, wenn man es eben nicht Zuhause spürt. Mein persönlicher „home-away-from-home“ Moment ist diese Kurve – auf der Landstraße von Nago nach Riva del Garda; genau dann, wenn man zum ersten Mal diesen kleinen Zipfel vom nördlichen Teil des Gardasees erblickt, bevor man über die Serpentinen nach unten fährt. Amore per sempre!
Warum der Gardasee?
Eigentlich mag ich diese Reiseziele nicht, wo sich Touristenmassen tummeln und sich die weißen-Tennissocken-Träger die Klinke in die Hand geben. In Riva aber können wir all das ausblenden. Wir waren in den letzten 14 Jahren (seit wir uns kennen) bestimmt 13 Mal hier. Bella Italia quasi fast vor der Haustür. Nach fünf Stunden Autofahrt ist man in einer anderen Welt. Einige Versuche, auch einem anderen Städtchen im Trentino eine Chance zu geben (Bardolino, Limone und Sirmione haben durchaus auch ihren Charme), führten uns doch immer wieder zurück in den Norden. In Riva zeigt sich der See, wie ich finde, von seiner schönsten Seite, umringt von den Bergen mit Blick in den scheinbar unendlichen Süden. Hier kann man am (verhältnismäßig) großen Strand relaxen, plantschen und nichts tun, oder man lässt sich von den aktiven Sportfreaks anstecken, heizt Mountainbike-Strecken rauf und runter, geht wandern, surfen oder „suppen“. Hier geh ich campen und buch mich beim nächsten Mal im Luxus-Wellnesshotel ein; sitze heute in Flipflops und morgen elegant in High-Heels in derselben Pizzeria. In Riva ist alles möglich. Ich mag die kleine Altstadt mit den italienischen Boutiqen, den typischen Touristen-Nepp in den Souvenir-Läden und die Cafés und Trattorien mit unglaublich leckerem Essen von echten Mamma Cucinas. In Riva habe ich gelernt, dass italienisches Essen weitaus mehr als nur Pasta, Pizza und Gelato ist. Dazu später mehr. Und spätestens, wenn wir unser Auto geparkt, das erste Eis in der Hand haben und vorne am See sitzen, weiß ich: Ich bin wieder zuhause – buon giorno Lago di Garda!
Riva del Garda mit Kindern
Seit knapp vier Jahren sind wir Eltern von mittlerweile zwei Kindern. Da verändern sich Ansprüche und Bedürfnisse enorm und so war es für uns super spannend, als wir mit dem ersten Kind im Alter von einem Jahr, direkt in die Corona-Pandemie reingecrasht, zum ersten Mal zurück an den Lago gekehrt sind. Und was sollen wir sagen? Wir kennen mittlerweile alle Spielplätze vor Ort, machen ein paar weniger Höhenmeter bei unseren Bike-Touren oder Wanderungen, entdecken dafür aber Ecken, die wir zuvor überhaupt nicht wahrgenommen haben. Das Wichtigste aber: am Ende fühlt sich Riva noch mehr an wie unser Home away from home als früher eh schon. Und zu erleben, dass unser noch nicht mal Vierjähriger vor Freude tanzt, weil er wieder da ist – das spricht für sich oder?
Top 10 Things to Do – die Riva-Bucket-List
- Gelato Nutella in der Gelateria Flora essen, davor auf die Bank setzen und Leute beobachten. Grundsätzlich ist diese Eisdiele der erste und letzte Stopp unserer Riva-Trips. Es ist und bleibt das beste Eis dieser Welt!
- Auf den Monte Brione wandern oder fahren – der unscheinbare Hausberg von Riva mit seinen knapp 400 Höhenmetern ist für jeden erklimmbar, bietet eine grandiose Aussicht über den See und die Stadt und für Geschichtsinteressierte sonntags auch einen Bunker zu besichtigen. Außerdem muss man hier nicht stundenlang für eine Gondel anstehen, wie es in den Sommermonaten beim bekannten Monte Baldo in Malcesine oft der Fall ist. Eine andere schöne Wanderung geht zum bzw. durch den Parco Grotta Cascata Varone – ein grandioser Wasserfall mit zugänglichen Grotten, der besonders an heißen Tagen Spaß macht und eine Erfrischung bietet.
- Stand-Up-Paddeln („suppen“) – ein super Ganzkörpertraining, das mega Spaß macht und für 12 Euro die Stunde auch bezahlbar ist.Tipp: Unbedingt vormittags raus auf den See, ab ca. 13.30 / 14 Uhr kommt der Wind aus den Bergen. Wer dann nicht eh schon komplett vom Ufer abgedriftet ist, wird garantiert von den ausschwärmenden Seglern und Windsurfern über den Haufen genietet.
- Mountainbiken – diese Region bietet für jede Kondition und jeden sportlichen Ehrgeiz tolle Touren. Wer bislang faul war, wird nach spätestens drei Tagen Riva ein Fahrrad besteigen. Die Atmosphäre hier ist einfach ansteckend. Ich empfehle die 1000 Höhenmeter zum Punta dei Larici auf sich zu nehmen. Die Sicht ist unbezahlbar – und der Moment, wenn man es geschafft hat, oben anzukommen, auch! (Mittlerweile kann man an fast jeder Ecke Bikes ausleihen. Auch e-Bikes :-)). Auf dem Weg nach oben liegt das kleine Bergdorf Pregasina, perfekter Zwischenstopp zur Stärkung und auch zu Fuß toll zu erreichen.
- Einen (Halb-) Tagesausflug mit dem alten Raddampfer auf dem Wasser, zum Beispiel nach Limone. Vom See aus erhebt sich die Altstadt von Riva wie eine elegante alte Dame vor der Bergkulisse. Wundervoll!
- Egal wie kalt der See sein mag, man muss einmal darin abtauchen – unbedingt!
- Eine Shoppingtour in der süßen Altstadt – von Liebeskind über Benetton bis zu kulinarischen Spezialitäten und den typischen Touri-Ramsch-Läden findet man hier in einem überschaubaren Radius alles, was das Herz begehrt.
- Dabei einfach mal links oder rechts in die Gassen abbiegen, sich verlieren und in einer der vielen kleinen Bars einen Prosecco schlürfen.
- Im Supermarkt seinen Gelüsten freien Lauf lassen und mit Proscioutto, Parmiggiano, leckerem Obst und Gemüse am Strand ein Picknick machen und den Sonnenuntergang feiern. (Im Sommer Anti-Moskito-Schutz nicht vergessen – zwar weniger romantisch, aber ohne eine Katastrophe!)
- Das Leben einfach Leben sein lassen. La dolce vita – das süße Leben genießen! Darum beneiden wir die Italiener doch oft. Warum also alles durchtakten? Genießt es, frei zu sein lebt einfach mal in den Tag hinein.
Where to sleep:
- Das Hotel Riviera direkt am Ortseingang von Riva. Maurizio, Cristina und ihre beiden Töchter führen bereits in 2. und 3. Generation das familiengeführte Hotel mit ganz viel Herzblut und Gastfreundlichkeit. In den letzten Jahren haben sie das ganze Haus und die Poolanlage renoviert, sodass man beim Frühstücksbüffet, das ganz Italien-untypisch wirklich keine Wünsche offen lässt, von der Dachterrasse mit Blick auf den Segelhafen und den See schon weiß: hier steigt man gerne ab und irgendwann wieder. Die Zimmer sind modern, sauber und toll eingerichtet, teils mit Seeblick-Balkon. Die Poolanlage ist perfekt für den Frühsommer, wenn der See zum Baden noch frisch ist. Vor allem seit wir unsere Kinder haben, kommen wir gerne hier her: Denn Familienfreundlichkeit wird hier ganz groß geschrieben, was man nicht nur durch ihre Herzlichkeit spürt sondern auch an Kleinigkeiten merkt, wie ein kostenloses Babybett, ausreichend Hochstühle, eine Spielecke direkt neben der Bar (100 Punkte von uns dafür!) und der Bereitschaft mit vergessenen Kindersachen auszuhelfen. Eine der Töchter bietet mittlerweile auch grandios ausgestattete Apartments ein bisschen weiter landeinwärts Richtung Arco an. Wir waren selbst noch nie dort, aber unsere Eltern und wollen sie daher unbedingt auch empfehlen.
- Die Luxury Variante: das Parc Hotel Flora – direkt in der front row zum See, mit eleganten Zimmern und Suiten (teilweise mit eigener Sauna) und einem schönen Outdoor-Pool im Garten. Und das Beste ist die dazugehörende Eisdiele, die Gelateria Flora mit dem weltbesten Eis.
- Surfer’s und Camper’s Paradise: der Camping-Platz Bavaria, ironischer Weise eingepfercht zwischen den Vier-Sterne-Häusern in der ersten See-Reihe mit direktem Zugang zum Strand. Der Name ist nicht Programm und so ist der Besitzer ein waschechter, leider manchmal echt unfreundlicher, Italiener und die Gäste kommen von allen Herren Ländern. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein paar sexy Surfer darunter sind, liegt bei ca. 99 %. Die sanitären Anlagen sind sauber und alle, die einen kleinen Geldbeutel haben, kommen dem See definitiv nicht näher. Leider hat der Platz in den letzten Jahren etwas nachgelassen. Fast direkt nebenan hat Camping Al Lago auch enorm aufgerüstet. Wir haben hier seither noch nicht übernachtet, aber mal über den Zaun gelinst und finden die Kombination aus kleinem Campingplatz direkt am See, Mobile Homes und Glamping-Zelten ziemlich cool.
- Für Selbstversorger mit gewissem Anspruch empfehlen wir die vier Apartments Casa al Lago. Der Besitzer Niccolo ist super nett, gibt tolle Tipps und die Anlage selbst ist gerade mal ein paar Jahre alt, top ausgestattet und liegt um‘s Eck vom Parc Hotel Flora, also ebenfalls in bester Lage.
Where to eat:
- Für Eis in Riva gibt es (für uns) nur eine Adresse: die Gelateria Flora. Alles ist sehr gut, aber das Beste ist mit Abstand das Nutella-Eis. Manus Papa hat es übrigens geschafft, zu unserer Hochzeit als Überraschung mehrere Liter davon zu importieren. Ein Traum!
- Für uns der schönste Biergarten, das mittlerweile beste Essen und die größte Kinderfreundlichkeit bietet die Villa Aranci. Hier gibt’s Pizza, Pasta, Fisch und Fleischgerichte in allen Variationen, einen leckeren Vino della Casa und zum Abschluss Orangenschnaps geschenkt. Ganz großer Pluspunkt: wir waren noch nie so kinderfreundlich essen wie hier. Hier werden die kleinen Gäste echt ganz groß behandelt. Absoluter Top-Favorit mittlerweile!
- Luxus-Dinner with a View, achwas, with THE view gibt es im neuen Bastione Lounge & Restaurant, eingebettet im Gemäuer der alten Festung direkt am bzw. im Berg kommt man nur zu Fuß steil bergauf oder mit dem Panoramaaufzug für 8 Euro (hin & zurück). Das Essen ist gehobene Küche, die Drinks preislich fair. Wir hatten einen Tisch direkt am gläsernen Geländer und wirklich den schönsten aller Blicke auf den See. Das Essen war gut, aber nicht außergewöhnlich, der Service leider auch nicht. Von daher empfehlen wir: Fahrt nach oben, holt euch per Selbstbedienung einen Drink und chillt euch direkt nebenan in die Lounge und genießt dieselbe Aussicht!
- In der kleinen Trattoria La Montanara gibt es keine Pizza und eine täglich wechselnde, von Hand geschriebene Karte. Es gibt, worauf Mamma Cucina gerade Lust hat und was sie auf dem Markt eingekauft hat.
- In der L’Osteria Il Gallo am Rande der Altstadt auf einem ruhigen Platz kocht auch noch die Chefin selbst. Die Karte wird handgeschrieben vom Kellner vorgelesen. Ich esse nirgends Spagetti Carbonara, außer hier. Sehr empfehlenswert sind auch die frischen Fischgerichte.
- Im La Colombera gibt es hausgemachte Pasta als Vorspeise. Wer hier kein Steak oder Fisch vom Grill ist, verpasst was! In dem edlen alten Hofgut landeinwärts sitzt ihr innen in historischem Gemäuer und draußen im Patio unter romantischen Weinreben und in jedem Fall inzwischen vieler Einheimischer. Für die besonderen Abende.
- Zum Abschluss noch etwas nicht Schönes, aber etwas, was nach vielen Jahren Riva del Garda auch (zumindest unserer) Wahrheit entspricht: die Pizzeria Bavaria war jahrelang unser absoluter Lieblingsspot– leckere Pizzen (Manus Favorit: Pizza Bike!) und wechselnde Pasta, eine riesige Auswahl und ein schöner überdachter Winter-/Biergarten, wo man auch im Sommerregen draußen sitzen kann. Leider waren wir jetzt das zweite Jahr in Folge so enttäuscht, dass wir sie leider nicht mehr empfehlen können. Das Essen war nach wie vor okay, aber nicht mehr besonders, der Service war dafür unterirdisch schlecht. Schade, aber nicht alles währt für immer, weswegen wir viel wert drauf legen, diesen Blogpost auf dem aktuellen Stand zu halten.
Allora, was meint ihr? Andiamo!
Hey Ihr Beiden,
Italien zieht mich auch immer wieder magisch an. Wenn ihr etwas sucht, was total entschleunigt, solltet ihr mal
Stromboli besuchen. Abseits der Hauptgasse – dort wo alle Touris ausgekippt werden – könnt ihr total abspannen. Dunkler Lavasand glitzert mit dem Wasser um die Wetter.
Für ein bisschen Abenteuer sorgt die Wanderung auf den Stromboli. Oben angekommen, könnt ihr beobachten, wie die Lava aus dem Krater gespuckt wird.
Ich wünsche euch alles gute für euren Blog.
Danke, liebe Evelyn! Das klingt auf jeden Fall nach einem sehr coolen Ziel :-).